Warum Aleppo Syriens wichtigstes Schlachtfeld ist

Aleppo
Aleppo(c) APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR (OMAR HAJ KADOUR)
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Rebellen durchbrachen den Belagerungsring, nun bereitet das Regime offenbar mit iranischer Hilfe eine neue Offensive vor. Denn der Sieg im Bürgerkrieg führt nur über die Handelsmetropole.

In den vergangenen Tagen gab es gleich mehrere dramatische Wendungen auf dem wichtigsten Schlachtfeld Syriens: Zuerst gelang es dem Assad-Regime und seinen Verbündeten, die Rebellen in Aleppo einzuschließen. Am Wochenende schafften es die Rebellen nach eigenen Angaben, den Belagerungsring zu durchbrechen - und damit den Weg für Nachschub in die zertrümmerte Stadt freizumachen. Am heutigen Montag gab es nun Hinweise, dass sich das Assad-Regime (mit seinen Verbündeten Russland, Iran und der libanesischen Hisbollah) auf eine Gegenoffensive vorbereitet.

Ein Sieg in der vormaligen Handelsmetropole Aleppo wäre für beide Seiten mehr als ein Prestigeerfolg. Es wäre ein Wendepunkt oder gar eine Vorentscheidung in dem schon mehr als fünf Jahre währenden Bürgerkrieg.

Neben seiner historischen und kulturellen Bedeutung liegt - oder besser lag - in der vormals Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt das Herzstück der syrischen Wirtschaft. Aleppos geografische Lage in Nordsyrien, zwischen Damaskus und der türkischen Grenze, macht die Handelsmetropole zudem strategisch zum wichtigsten "Preis".

Die geteilte Stadt

Der Krieg war 2012 nach Aleppo gekommen. Die angreifenden Rebellen konnten die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt aber nur zum Teil einnehmen. Grob betrachtet ist der Westen Aleppos unter Kontrolle des Regimes, der Osten in der Hand der Rebellen. Wobei es die Rebellen eigentlich nicht gibt: Die Gruppen, die in und um Aleppo kämpfen, gehören einem weiten Spektrum von moderat über islamistisch bis hin zu extremistisch an. Einige werden auch von den USA unterstützt.

Die moderaten Kämpfer dürften aber in der Unterzahl sein. Schagkräftiger dürften islamistische bis extremstische Gruppen sein. So handelt es sich bei Fatah al-Sham um Jihadisten. Die Islamisten hießen noch vor wenigen Tagen Al-Nusra-Front und waren der offizielle Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida in Syrien. Die islamistische Miliz Ahrar al-Sham gibt sich etwas pragmatischer und weniger radikal. Die Türkei gilt als wichtige Unterstützerin dieser Miliz. Kurdische Kämpfer wiederum kontrollieren Teile im Norden der Stadt.

Vor drei Wochen hatten nun die syrischen Regierungstruppen mit russischer Luftunterstützung die letzte Versorgungsroute der Rebellen nach Aleppo gekappt. Bei den begleiteten Luftangriffen starben zahlreiche Zivilisten. Ein Bündnis syrischer Rebellengruppen unter Führung von Islamisten durchbrach den Ring von Einheiten Assads am Samstag, um einen neuen Versorgungszugang für die geteilte Stadt zu schaffen.

Und nun könnte die nächste Wende bevorstehen: Die mit Machthaber Bashar al-Assad verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah sowie schiitische Verbände aus dem Irak schickten Verstärkung in die umkämpfte Stadt, teilten lokale Quellen der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit.

(red./APA)

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