Studie: Unbehagen mit Migration

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Europäer misstrauen Flüchtlingen und halten sie für bedingt integrationsfähig. Selbst in Schweden nehmen die Zweifel zu.

Wien. Globale Migrationsströme bereiten immer mehr Menschen Unbehagen – zu diesem Schluss kommt eine Studie des britischen Meinungsforschungsinstituts Ipsos Mori, die am gestrigen Donnerstag veröffentlicht wurde. In 22 Staaten – darunter neun EU-Mitglieder, Russland, USA, Indien, Türkei, Brasilien, Japan und Südafrika – wurden im Juni und Juli insgesamt rund 16.000 Personen zu ihrer Haltung gegenüber Einwanderern befragt. Fazit: In den Zielländern haben die Sorgen über die Bewältigbarkeit der Einwanderung und mögliche Auswirkungen auf die öffentliche Sicherheit deutlich zugenommen.

Im Durchschnitt waren sechs von zehn Befragten der Ansicht, dass Terroristen versuchen würden, sich als Flüchtlinge zu tarnen – in Deutschland, Ungarn, der Türkei und Russland waren es sogar rund 70 Prozent. Weit verbreitet ist auch die Meinung, Flüchtlinge würden ihre Bedürftigkeit nur vortäuschen und seien in Wirklichkeit Wirtschaftsmigranten bzw. wollten vom Sozialsystem profitieren: In Deutschland und Frankreich gaben 52 bzw. 54 Prozent der Befragten an, Flüchtlinge würden ihre wahren Beweggründe verschleiern, in Italien waren es 61 Prozent. In Russland – wo das soziale Sicherheitsnetz nicht gerade dicht geknüpft ist – stimmten 70 Prozent der Befragten dieser These zu.

Pessimistische Belgier

Skepsis herrscht auch darüber, ob es den Neuankömmlingen gelingen kann, sich in die Mehrheitsgesellschaften zu integrieren. So halten 51 Prozent der Befragten in Deutschland Flüchtlinge für nicht bzw. nur schwer integrierbar. Im bis dato integrationsfreudigen Schweden waren 55 Prozent der Befragten pessimistisch, in Belgien lag der Anteil der Zweifler bei 61 Prozent. Am anderen Ende des Spektrums lagen Saudiarabien und Kanada, wo 59 bzw. 54 Prozent der Ansicht waren, Integration sei machbar.

Eine weitere Sorge betrifft die Belastbarkeit der sozialen Infrastruktur: Weltweit befürchtet die Hälfte der Befragten, die Qualität der sozialen und medizinischen Versorgung würde unter der Migration leiden. In Frankreich und den USA waren 60 Prozent der Befragten besorgt, am stärksten sind die Befürchtungen in Schweden gestiegen – von 40 Prozent bei der letzten Ipsos-Umfrage 2011 auf nunmehr 55 Prozent. (la)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)

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