Chinas zweiter Flugzeugträger vor dem Stapellauf

Satellitenbild vom Träger in der Werft Dalian
Satellitenbild vom Träger in der Werft DalianAirbus DS
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"Typ 001A" ist vorerst nur eine Kopie des bisherigen Trägers "Liaoning", aber anders als dieser gänzlich im Inland gebaut worden. China betreibt sein Flottenprogramm mit Volldampf weiter.

Von der Aufrüstung Chinas zur See gibt es neue Bilder: Die Firma Airbus Defence and Space hat Satellitenaufnahmen verbreitet, die am 11. August entstanden sein sollen und den in Bau befindlichen zweiten Flugzeugträger Chinas zeigen. Das Objekt liegt in der Werft von Dalian (früher "Lü-Ta") in der Provinz Liaoning im Norden des Gelben Meeres und trägt vorerst den Projektnamen "Typ 001A".

Beobachter des Militärfachmagazins IHS Jane's Defence wollen anhand der Aufnahme erkennen, dass das rund 305 Meter lange Schiff strukturell weitgehend fertig ist. In den vergangenen Wochen, das ergaben Vergleiche mit früheren Bildern, sei die Bugsektion mit der "Sprungschanze" montiert worden, mehrere Flächen an der Baustelle um das Trockendock, wo noch vor Wochen große Bauteile standen, sind jetzt leer, was darauf hindeutet, dass die Objekte installiert worden sind.

Man erkennt allerdings etwa, dass der vordere Flugdeck-Aufzug noch fehlt. Außerdem stehen noch Teile der Aufbauten, darunter der "Insel" (das ist der Kommandoturm), unverbaut herum.

Träger Typ 001A im Trockendock, links die Sprungschanze
Träger Typ 001A im Trockendock, links die Sprungschanzesinodefenceforum.com/Jane's

Noch heuer, spätestens aber Anfang 2017, könnte der Stapellauf des Schiffs erfolgen, mit dessen Bau erst 2015 begonnen worden war und das nach Angaben der zentralen chinesischen Militärkommission von 2013 spätestens 2020 als zweiter Träger der Flotte in Dienst gestellt werden soll. Dabei ist Typ 001A mehr oder weniger eine Kopie des bisherigen Trägers "Liaoning", der im September 2012 den Dienst aufnahm. Siehe auch diese ausführliche Geschichte.

Dieses Schiff wurde seinerzeit allerdings nicht komplett in China selbst erzeugt: Ende der 1990er erwarben die Chinesen nämlich über eine Scheinfirma den nur teilweise fertiggestellten und in der Ukraine dahinrostenden ehemaligen sowjetischen Flugzeugträger "Varyag" (Admiral-Kusnezow-Klasse, ausgelegt auf maximal ca. 67.000 Tonnen Verdrängung), schleppten dessen damals schon recht ausgeschlachtete Hülle aus dem Schwarzen Meer herbei und bauten daraus m Lauf der Jahre den ersten Träger der chinesischen Flotte. Vor seiner endgültigen Taufe lief er unter "Typ 001", daher der Name des jetzigen zweiten Trägers, der diesfalls der erste in China gänzlich selbst gefertigte Flugzeugträger ist.

Übertriebene Kraftgesten

Erst vor kurzem hatten Chinas Staatsmedien indes die "wachsende Kampfkraft" der Liaoning, deren Kapitän seit Mai ein gewisser Liu Zhe im Rang eines Generalmajors ist, bejubelt. Dabei ist die konventionell betriebene Liaoning bisher zwar recht eindrucksvoll und das größte Schiff der Chinesen, aber nicht mehr - und wohl nie mehr - als ein Ausbildungssschiff mit Nützlichkeit bestenfalls für kleine, begrenzte Konflikte mit unterlegenen Gegnern.

Liaoning von oben
Liaoning von obenChinese Navy/PLAN

Das zeigt sich etwa schon an der begrenzten Waffenlast: So ist das Schiff, so viel man weiß, zwar im Prinzip für mindestens 36 Flugzeuge und Hubschrauber ausgelegt, darunter 24 Kampfjets Typ Shenyang J-15 "Fliegender Hai". Allerdings hatten bis 2014 nur etwa fünf Jet-Piloten eine Trägerlandelizenz, und es dürften bisher nicht viel mehr geworden sein - auch, weil es mehrfach tödliche Unfälle bei Landeübungen gegeben hatte, wie es zuletzt seitens des chinesischen Militärs im Juli auch erstmals zugegeben wurde, siehe hier.

Auf dem Deck der Liaoning
Auf dem Deck der LiaoningPLAN

Jüngste TV-Aufnahmen zeigen jedenfalls die Liaoning mit nur acht J-15 an Bord, daneben zwei Hubschrauber. Die Kommentatoren betonten, dass man so viele Fluggeräte auf einmal noch nie auf der Liaoning gesehen habe. "Wenn erst einmal alle acht Jets in Formation fliegen, haben sie große Kampfkraft", sagte Konteradmiral Yin Zhuo, und ergänzte, dass das Schiff bis zu 20 "Fluggeräte" - er meinte wohl Flächenflugzeuge und Hubschrauber zusammen - aufnehmen könne.

Ein Tritt ins Heck wär gut

Dabei wiederum sagte er auch nicht, dass die Leistungsfähigkeit der an sich hochmodernen J-15 grundsätzlich eingeschränkt ist, weil sie auf der Liaoning und deren Nachfolger nur aus eigenem Antrieb und per "ski jump", also Rampe, startet und hochgeschleudert wird, aber ohne Katapult wie etwa auf den großen US-Trägern, das Flugzeugen erst so richtig Schwung verleiht. Ohne diesen Tritt ins Heck kann aber weit weniger Nutzlast, sowohl Waffen als auch Treibstoff, mitgeführt werden.

J-15 beim Start
J-15 beim StartArchiv/SCMP

Im übrigen heißt es, dass die im Inland gebauten Triebwerke der J-15 unzuverlässig sind. Und eine kanadische Fachzeitschrift berichtete im Jänner, dass das Shenyang-J-15-Programm arg in Verzug sei: Von 2012 bis 2015 seien nur zehn Stück, weit weniger als geplant, ausgeliefert worden.

Ein dritter Träger befindet sich im Planungsstadium, er firmiert als "Typ 002" und könnte laut Jane's Defence größer ausfallen. Vor allem kursieren Skizzen sowie Fotos eines großen Trägermodells, wo der ski jump fehlt und stattdessen ein Katapult installiert ist. Weil auch Luftbilder einer Airbase, die die trägerbasierten J-15 zu Lande unterstützt, auftauchten und zeigen, dass dort mehrere Katapultsysteme installiert wurden, ist anzunehmen, dass das dritte Schiff Katapulte haben wird.

Gerüchten zufolge erwägt China auch den Bau mindestens zweier nuklearbetriebener und wirklich großer "Supercarrier" (Verdrängung 90.000 bis 100.000 Tonnen), doch sind das Projekte, die einen noch weit größeren Zeitrahmen bis weit in die 2020er hinein, wenn nicht in die 2030er beanspruchen würden.

Für kleine Konflikte reicht es

Im Vergleich zum wichtigsten Opponenten im Pazifik, den USA, wird China gewiss noch lange bei Trägern und den sie umgebenden Kampfgruppen aus Kreuzern, Zerstörern, Fregatten und U-Booten unterlegen sein: Die USA haben derzeit zehn solche Carrier-Groups mit Supercarriers der "Nimitz"-Klasse, zwei modernere Träger der Gerald-Ford-Klasse sind aktuell in Bau. Für begrenzte Konflikte im Südchinesischen Meer mit trägerlosen und sowieso schwächeren Seemächten wie Vietnam, Malaysia und den Philippinen sowie zum Flaggezeigen in ferneren Gewässern, etwa vor Afrika und Südasien, sind Chinas jetziger bzw. absehbare Träger aber durchaus geeignet.

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