In Südamerika brodelt es

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Die Amtsenthebung der brasilianischen Präsidentin Rousseff löste Proteste und eine Eiszeit mit Venezuela aus, wo heute eine Massendemo gegen Präsident Maduro angesagt ist.

Nach der umstrittenen Absetzung von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ist es zu Spannungen mit mehreren südamerikanischen Staaten gekommen. Der Botschafter in Venezuela wurde zu Konsultationen zurück nach Brasilien berufen, teilte das Außenministerium mit. Zudem verbat man sich die Einmischung in innere Angelegenheiten vonseiten Kubas, Boliviens und Ecuadors.

Die von linksgerichteten Regierungen geführten Staaten hatten den Akt als politischen Putsch eingestuft. Das sozialistische Venezuela will die Beziehungen zu Brasilien, beide Mitglied im Wirtschaftsbund Mercosur, vorerst auf Eis legen. Ecuador und Bolivien kündigten ebenfalls an, ihre Geschäftsträger beziehungsweise Botschafter vorerst zurückzurufen. Die kubanische Regierung bezeichnete die Absetzung als einen "richterlich-parlamentarischen Staatsstreich".

Brasilien ruft Botschafter zurück

Das brasilianische Außenministerium attestierte den Kritikern in einer Erklärung eine "profunde Unkenntnis der Gesetzeslage in Brasilien" und rief die Botschafter aus Caracas, Quito und La Paz zurück. Mit ihrer Kritik an dem parlamentarischen Amtsenthebungsverfahren in Brasilien hätten die Länder gegen die "Prinzipien und Ziele der lateinamerikanischen Integration" verstoßen. Die Regierungen Argentiniens, Chiles und Paraguays kündigten an, die Entscheidung des Senats in Brasilia zu respektieren.

Nach einem monatelangen Machtkampf war Rousseff am Mittwoch des Amtes enthoben worden. Der Senat in Brasilia votierte mit der notwendigen Zwei-Drittel- Mehrheit für die Absetzung der ersten Frau an der Spitze des fünftgrößten Landes der Welt. 61 Senatoren stimmten dafür und 20 dagegen. Nachfolger wird der bisherige Vizepräsident Michel Temer (75) von der Partei der Demokratischen Bewegung (PMDB), der das Land mit einer liberal-konservativen Regierung nun bis zur nächsten Wahl Ende 2018 führen wird. Er hatte das Land nach Rousseffs Suspendierung zur Prüfung von Vorwürfen wie Budgettricksereien und unerlaubte Kreditvergaben seit Mai bereits interimsweise geführt.

Druck auf Maduro in Venezuela

Derweil macht in Venezuela die Opposition gegen Präsident Nicolas Maduro mobil. Rund eine Million Teilnehmer soll bei Massendemons heute in Caracas den Druck auf die Regierung verstärken. Sie tritt angesichts einer katatsrophalen Wirtschaftskrise und autoritärer Allüren des Chavez-Nachfolger für ein Amtsenthebungsverfahren ein. Die nötigen Stimmen für ein Referendum hat sie bereits gesammelt, Maduro spielt indessen auf Zeit. Er will das Verfahren auf das nächste Jahr verschieben, um so zumindest die Macht für seinen Partei zu erhalten.

(APA/DPA/AFP)

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