Deutsche Welle: Türkischer Minister konfisziert Videomaterial

Der türkische Sportminister Akif Cagatay Kilic dürfte mit dem Interview der Deutschen Welle nicht zufrieden gewesen sein.
Der türkische Sportminister Akif Cagatay Kilic dürfte mit dem Interview der Deutschen Welle nicht zufrieden gewesen sein.REUTERS
  • Drucken

Laut "Deutscher Welle" hat Sportminister Kilic Videomaterial unmittelbar nach dem Interview beschlagnahmen lassen. Der Sender prüft rechtliche Schritte.

Der türkische Minister für Jugend und Sport, Akif Cagatay Kilic, hat nach Angaben der DeutschenWelle (DW) die Aufzeichnung eines Interviews mit ihm selber konfiszieren lassen. "Nachdem der Minister den Raum verlassen hatte, teilte der Pressesprecher des Ministers überraschend mit, dass die DW das Interview nicht senden dürfe", teilte der Auslandssender am Dienstag mit.

Nach Protesten des Deutsche-Welle-Teams in Ankara sei das Videomaterial von Mitarbeitern des Ministeriums konfisziert worden.

"Dabei wurde dem Team der DW klar bedeutet, dass sie das Ministerium nicht im Besitz des Videomaterials verlassen dürften", teilte der Sender weiter mit. Es handelte sich um ein Interview für die DW-Sendung "Conflict Zone" mit Michel Friedman, der das Gespräch mit Kilic am Montagabend führte.

Kilic bestritt den Vorfall. Solche Berichte entsprächen nicht der Wahrheit, teilte der Minister am Dienstagabend via Twitter mit. Man habe lediglich gefordert, das Interview nicht auszustrahlen. Die Deutsche Welle müsse diesem Wunsch nach Autorisierung nachkommen.

Die DeutscheWelle forderte die türkischen Behörden zur sofortigen Herausgabe des Videomaterials auf. Sie prüft zudem mögliche rechtliche Schritte. Das Ministerium in Ankara äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorfall.

"Eklatanter Verstoß gegen die Pressefreiheit"

DW-Intendant Peter Limbourg sprach von einem "neuen eklatanten Verstoß gegen die Pressefreiheit in der Türkei" und kritisierte: "Was wir hier erleben, erfüllt den Tatbestand der Nötigung durch die türkische Führung. Das hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun." Es könne nicht sein, dass ein Minister bereitwillig ein Interview gebe und dann dessen Ausstrahlung verhindern wolle, "weil ihm die Fragen nicht gepasst haben".

DW-Sprecher Christoph Jumpelt sagte auf Anfrage: "Wir haben unverzüglich noch gestern Abend die deutsche Botschaft (in Ankara) in Kenntnis gesetzt." Er betonte, dem Team sei "mit keiner Silbe erklärt worden", warum das halbstündige Interview nicht gesendet werden dürfe.

Die DeutscheWelle beschreibt ihre Sendung "Conflict Zone" als Format mit "konfrontativen Interviews mit internationalen Entscheidungsträgern". Kilic (40) wurde im nordrhein-westfälischen Siegen geboren. Später besuchte er die Deutsche Schule in Istanbul. Er ist seit Ende 2013 Jugend- und Sportminister.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.