PKK-Chef Öcalan darf Besuch in Haft empfangen

Archivbild: Öcalan-Anhänger Anfang September
Archivbild: Öcalan-Anhänger Anfang SeptemberREUTERS
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Die Türkei erlaubt dem inhaftierten Chef der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei nach langer Isolation erstmals wieder Familienbesuch.

Nach langer Isolation darf der auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierte Chef der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, wieder einen Besucher empfangen. Anlässlich des am Montag beginnenden muslimischen Opferfestes hätten die Behörden Öcalans Bruder Mehmet Öcalan eine Besuchserlaubnis erteilt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag.

Datum und Uhrzeit des Besuches würden geheim gehalten. Zuletzt war eine Delegation des Komitees zur Verhinderung von Folter des Europarates im April auf Imrali, um die Bedingungen der insgesamt nur vier Häftlinge dort zu überprüfen. Anwälte und Angehörige Öcalans erhielten seit April vergangenen Jahres keine Besuchserlaubnis mehr. Der PKK-Chef ist seit 1999 auf der Gefängnisinsel Imrali inhaftiert.

Aus Sorge um Öcalan waren am vergangenen Montag in der südosttürkischen Kurdenmetropole Diyarbakir 50 pro-kurdische Aktivisten in den Hungerstreik getreten, darunter fünf Parlamentarier der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP. Sie forderten, Anwälten und Angehörigen Zugang zu Öcalan zu gewähren.

Die Luftwaffe flog unterdessen erneut Angriffe auf die PKK in der Südosttürkei. Anadolu meldete am Samstag unter Berufung auf die Streitkräfte, dabei seien am Vortag neun Ziele zerstört worden. Zu den Luftangriffen sei es in der Provinz Hakkari gekommen, wo es in der vergangenen Woche zu schweren Gefechten mit der PKK gekommen war. Unklar blieb, um was für Ziele es sich handelte.

Aus Regierungskreisen hieß es am Samstag, in Diyarbakir sei in der Nähe des Grabes der Mutter des Vizechefs der Regierungspartei AKP eine Bombe mit 640 Kilogramm Sprengstoff entdeckt worden. Man gehe von einem geplanten Attentatsversuch auf den stellvertretenden Parteichef Mehdi Eker bei einem Besuch während des Opferfestes aus.

Im Juli vergangenen Jahres war eine mehr als zwei Jahre andauernde Waffenruhe zwischen der PKK und der türkischen Regierung gescheitert. Seitdem eskaliert der Konflikt wieder. Die türkische Armee geht massiv gegen die PKK in der Südosttürkei vor, diese wiederum verübt immer wieder schwere Anschläge.

(APA)

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