Türkei: Anschlag auf israelische Botschaft vereitelt

(c) APA/AFP/ADEM ALTAN
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Wachpersonal stoppt einen bewaffneten Mann. Die Polizei spricht von Einzeltäter mit "psychischen Problemen".

Ankara. Sicherheitskräfte haben am Mittwoch einen Angriff auf israelische Diplomaten in Ankara verhindert: Ein mit einem Messer bewaffneter Mann hat am Vormittag versucht, in das schwer bewachte Botschaftsgebäude einzudringen. Ein türkischer Wachmann habe daraufhin auf den Attentäter geschossen und ihn am Fuß verletzt, teilte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums mit. Israelische Diplomaten seien nicht verletzt worden. Das Personal sei in Sicherheit, hieß es.

Beim Täter handelte es sich offenbar um einen 41-jährigen Türken. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass er weder Verbindungen zu radikalislamistischen Gruppen noch einen kriminellen Hintergrund habe. „Der Mann scheint psychische Probleme zu haben, von einem terroristischen Hintergrund gehen wir vorerst nicht aus“, sagte ein Sprecher der Polizei.

Offenbar hatte der Mann das Messer in einer Zeitung versteckt und sich so dem Botschaftsareal genähert. Plötzlich habe er seine Waffe herausgezogen und „Allahu akbar – Gott ist groß!“ zu schreien angefangen und sei in Richtung Botschaftseingang losgerannt. Vergeblich ermahnte ihn die Polizei, das Messer fallen zu lassen.

Sprengsatz vor der Botschaft?

Trotz offizieller Entwarnung kursierten in Medien den ganzen Tag Gerüchte über das Attentat: Die TV-Sender Haber Turk und NTV etwa sprachen von zwei Attentätern, einer sei beim Schusswechsel getötet worden. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht. Auch über mögliche Bomben im Botschaftsareal wurde berichtet: Laut CNN Türk untersuchte die Polizei ein verdächtiges Paket vor der Botschaft. Auch die türkische Nachrichtenagentur DHA meldete, Sprengstoffexperten untersuchten eine Tasche, die vermutlich dem Angreifer gehöre.

In der Türkei ist angesichts der Dauer-Terrorbedrohung die Nervosität groß. Anschläge jihadistischer Organisationen und radikaler Kurdengruppen häuften sich zuletzt und forderten zahlreiche Todesopfer. Botschaften in der Türkei gelten als besonders gefährdete Ziele für mutmaßliche radikalislamistische Angriffe. Zuletzt gab es wiederholt Drohungen gegen diplomatische Einrichtungen im Land.

Jihadistische Organisationen haben unter anderem zunehmend israelische Vertretungen und Bürger im Visier. Erst im März hatte ein Selbstmordattentäter auf der zentralen Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal vier Menschen getötet, drei Israelis und einen Iraner. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat.

Israel und die mehrheitlich islamische Türkei hatten sich erst kürzlich, nach jahrelanger diplomatischer Eiszeit, wieder einander angenähert: Im August verabschiedete das türkische Parlament eine Resolution zur Normalisierung der Beziehungen mit Israel. 2010 hatten die Spannungen zwischen beiden Ländern einen Höhepunkt erreicht, nachdem die israelische Armee ein türkisches Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beschossen hatte. Zehn Türken kamen damals ums Leben. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2016)

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