Trauer um Peres: "Er hat den Lauf der Geschichte verändert"

Peres und Obama
Peres und ObamaAPA/AFP/MANDEL NGAN
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Der verstorbene israelische Ex-Premier wird in der Knesset aufgebahrt. Zu seinem Begräbnis wird auch US-Präsident Obama anreisen.

Nach dem Tod des israelischen Ex-Präsidenten Shimon Peres soll sein Sarg Fernsehberichten zufolge am Donnerstag im Parlament aufgebahrt werden. Am Freitag werde mit dem Begräbnis gerechnet, berichtete das israelische Fernsehen am Mittwoch weiter. Dies müsse aber ein zuständiger Ausschuss noch offiziell beschließen. Der 93-jährige Friedensnobelpreisträger war zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv gestorben. Seine Familie war in seinen letzten Stunden bei ihm.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Ehefrau Sara haben mit tiefer Trauer auf den Tod des israelischen Ex-Präsidenten Shimon Peres reagiert. Peres sei vom ganzen Volk geliebt worden, hieß es am Mittwoch in der Mitteilung von Netanjahus Büro. Die Regierung werde sich zu einer Trauersitzung versammeln.

Zum Begräbnis des israelischen Ex-Präsidenten Shimon Peres werden führende Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet. Aus Deutschland komme Bundespräsident Joachim Gauck, teilte das israelische Außenministerium am Mittwoch mit. US-Präsident Barack Obama und sein Außenminister John Kerry wollten kommen. Außerdem sollten unter anderem Papst Franziskus, Hillary und Bill Clinton, der französische Präsident Francois Hollande, der kanadische Präsident Justin Trudeau, der britische Kronprinz Charles und die niederländische Königinmutter Beatrix kommen.

Österreich wird von Außenminister Sebastian Kurz und Nationalratspräsidentin Doris Bures vertreten. Auch der abgetretene Bundespräsident Heinz Fischer wird anwesend sein. Bures habe "ihren Freund Dr. Heinz Fischer ersucht, sie bei diesem Anlass zu begleiten". Dieser hat die Einladung angenommen, wie seine frühere Sprecherin Astrid Salmhofer gegenüber der APA bestätigte. Fischer bezeichnete Peres am Mittwoch als einen "wirklich guten und treuen Freund". Peres hatte einen letzten Staatsbesuch 2014 kurz vor Ende seiner Amtszeit in Österreich unter anderem mit seiner Freundschaft zu Heinz Fischer begründete.

"Mein Freund Shimon"

US-Präsident Barack Obama würdigte den Verstorbenen als einen Freund, der seinen Traum vom Frieden niemals aufgegeben habe. "Es gibt wenige Menschen auf der Welt, die den Lauf der menschlichen Geschichte verändern", erklärte Obama in Washington. "Mein Freund Shimon war einer dieser Menschen."

In Berlin würdigte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck neben dem Ringen des Verstorbenen um Frieden zwischen Israel und den Palästinensern vor allem seine Bereitschaft zur Versöhnung. "Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Shimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar." Peres habe sein Leben in den "Dienst von Frieden und Versöhnung" gestellt, heißt es im Kondolenzschreiben Gaucks.

Fischer "zutiefst betroffen und traurig"

Der frühere Bundespräsident Heinz Fischer hat sich "zutiefst betroffen und traurig" vom Tod des ehemaligen israelischen Präsidenten Shimon Peres gezeigt. Peres sei "ein großer Staatsmann und für mich jahrzehntelang ein wirklich guter und treuer Freund gewesen", schrieb Fischer am Mittwoch. "Seine Verdienste für den Aufbau Israels sind ganz enorm."

Peres, der einen letzten Staatsbesuch 2014 kurz vor Ende seiner Amtszeit in Österreich unter anderem mit seiner Freundschaft zu Heinz Fischer begründete, war auch zentral für die österreichisch-israelischen Beziehungen. So war er etwa maßgeblich daran beteiligt, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten nach der Wahl des früheren Wehrmachtsoffiziers Kurt Waldheim zu Präsidenten wieder normalisierte. Im November 1992 besuchte Peres als erster israelischer Außenminister seit 19 Jahren Österreich.

Fischer drückte der Familie Peres' und der israelischen Bevölkerung seine "aufrichtige Anteilnahme" aus. Peres habe gewusst, "dass Israelis und Palästinenser gemeinsam den Weg zum Frieden finden müssen. Und dass dies bei guten Willen auf beiden Seiten auch möglich ist", so der Alt-Bundespräsident.

Fischer zitierte auch aus einem Brief, den ihm Peres anlässlich des Endes seiner Amtszeit im Juli schrieb. "Lieber Heinz, (...) Unsere Freundschaft ist von großer Bedeutung für mich – wir teilen die selben Grundwerte und die gleiche Einstellung zum Leben und ich kann nur hoffen, dass unsere Freundschaft andauert und neue Horizonte erreichen wird."

(APA)

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