Parteielite schießt sich auf Trump ein

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Prominente Republikaner wie Ex-Außenministerin Condoleezza Rice fordern, dass Trump wegen seiner frauenverachtenden Aussagen als Kandidat für das Präsidentenamt ausscheidet. Doch der Unternehmer blieb stur.

Wien/Washington. Für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, Donald Trump, wird es zunehmend eng. Nachdem ein alter Tonmitschnitt aufgetaucht ist, in dem sich der Geschäftsmann vulgär und verachtend über Frauen äußert, entziehen ihm immer mehr prominente Vertreter der Republikanischen Partei die Unterstützung. Innerhalb der Republikaner mehren sich Stimmen, die sogar fordern, man soll Trump notfalls als Kandidaten der Partei absetzen, falls er nicht von selbst Platz machen sollte. Kolportierte Alternative: Nach einem Aussscheiden Trumps könnte der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence als Nummer eins ins Rennen einsteigen.

Trump jedoch blieb am Wochenende stur: „Es bestehen null Chancen, dass ich aufgebe“, polterte der Unternehmer in einem Gespräch mit dem „Wall Street Journal“. Die Medien und das Establishment wünschten sich inständig, dass er seine Kandidatur zurückziehe, schrieb er auf Twitter. Und stellte klar: „Ich werde meine Anhänger niemals im Stich lassen.“ Bereits am Samstagabend hatte sich der republikanische Präsidentschaftskandidat vor dem Trump Tower in New York gezeigt und vor zahlreichen Kameras entschlossen die Faust in die Luft gereckt. Auf die Frage, ob er weitermache, donnerte er: „Zu hundert Prozent!“

Condoleezza Rice twittert: „Genug!“

Am Sonntag rückte zu Trumps Unterstützung sein Vertrauter, der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, aus. Trump werde trotz der wachsenden Kritik nicht aufgeben, sagte Giuliani im US-Fernsehen. Der republikanische Kandidat sei auf das zweite TV-Duell mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin, Hillary Clinton, vorbereitet und werde dabei auch auftreten, versicherte Giuliani wenige Stunden vor der geplanten Fernsehkonfrontation.

Im Gegensatz zu Giuliani deckten andere Parteigrößen der Republikaner Trump mit einem Hagel an Kritik ein. „Genug!“, schrieb die frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice auf Twitter. „Donald Trump sollte nicht Präsident sein. Er sollte sich zurückziehen. Als Republikanerin hoffe ich, jemanden unterstützen zu können, der die Würde und die Persönlichkeit hat, um für das höchste Amt in der großartigsten Demokratie der Welt zu kandidieren.“ Rice war eine der wichtigsten Politikerinnen in der Regierung von George W. Bush. Erst war sie Nationale US-Sicherheitsberaterin. Von 2005 bis 2009 hatte sie das Amt der Außenministerin inne.

Auch andere prominente Mitglieder der Republikanischen Partei distanzierten sich von Trump oder machten – so wie Rice – sogar deutlich, dass er seine Kandidatur zurückziehen soll. „Meine Frau Cindy und ich werden nicht für Donald Trump stimmen“, gab etwa Senator John McCain bekannt. McCain hatte 2008 selbst für die Republikaner für das Präsidentenamt kandidiert und war damals dem Demokraten Barack Obama unterlegen. Mittlerweile gilt der Kriegsveteran McCain als einflussreicher Senator, der sich immer wieder zu außen- und sicherheitspolitischen Angelegenheiten äußert.

CNN sendet weitere peinliche Dialoge

Auch der Schauspieler Arnold Schwarzenegger meldete sich zu Wort: Er werde nicht für Trump stimmen, so der Ex-Gouverneur Kaliforniens. Es sei das erste Mal, dass er einen republikanischen Spitzenkandidaten nicht unterstütze, seit er 1982 US-Staatsbürger geworden sei, schrieb der gebürtige Steirer auf Twitter. „So stolz ich auch bin, mich als Republikaner bezeichnen zu können, gibt es ein Etikett, dass ich stärker als alles andere hochhalte: Amerikaner zu sein.“ Gegenwind für Trump kam auch vom Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Er zeigte sich „angeekelt“ und sagte eine gemeinsame Veranstaltung mit dem republikanischen Kanidaten ab.

Die „Washington Post“ hat bereits am Freitag ein Video aus dem Jahr 2005 veröffentlicht, in dem sich Trump abfällig über Frauen äußert und gleichsam damit prahlt, wie er Frauen zu nötigen und zu begrapschen versucht. „Wenn du ein Star bist, lassen sie dich ran. Dann kannst du alles machen.“ Am Samstag entschuldigte sich Trump dann in einer Videobotschaft für die Aussagen von damals. Doch am Sonntag wartete der US-Sender CNN mit weiteren älteren Gesprächen des Geschäftsmannes mit dem Radiomoderator Howard Stern auf. Trump beteiligte sich dabei sogar an einer Diskussion über eine Brustvergrößerung bei seiner Tochter Ivanka und stimmte sogar zu, als Stern sie mit der vulgären Bezeichnung „piece of ass“ titulierte. (APA/Reuters/w. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2016)

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