Chibok: Boko-Haram-Geiseln kehren zu Eltern zurück

Eine der 21 befreiten Mädchen bei einem offiziellen Empfang.
Eine der 21 befreiten Mädchen bei einem offiziellen Empfang.APA/AFP/PHILIP OJISUA
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21 aus der Gewalt der Islamisten befreite Schülerinnen berichten über die Qualen ihrer zweieinhalbjährigen Gefangenschaft. Zeitweise mussten sie bis zu 40 Tage hungern.

Es war ein emotionales Wiedersehen, das die 21 aus der Gewalt der Islamistengruppe Boko Haram in Nigeria freigelassenen Schülerinnen feierten: Drei Tage nach ihrer Befreiung trafen sie am Sonntag in der Hauptstadt Abuja das erste Mal nach zweieinhalb Jahren wieder mit ihren Eltern zusammen. Bei einer christlichen Zeremonie berichteten sie auch über die Qualen ihrer Gefangenschaft.

Zeitweise mussten die Mädchen wochenlang hungern. "Wir bekamen einen Monat und zehn Tage lang kein Essen, aber wir sind Gott sei Dank nicht gestorben", sagte eine Schülerin. Bei einem Einsatz der nigerianischen Luftwaffe gegen ihre Entführer sei sie nur knapp dem Tod entkommen. "Ich war im Wald, als ein Flugzeug direkt neben mir eine Bombe abwarf, aber ich wurde nicht verletzt", berichtete sie.

Boko-Haram-Kämpfer hatten im April 2014 insgesamt 276 Mädchen aus einer staatlichen Schule in Chibok im Nordosten Nigerias verschleppt. Fast 60 von ihnen gelang wenige Stunden später die Flucht, mehr als 200 galten aber weiterhin als vermisst. Zwei von ihnen gelangten im Mai in Freiheit.

Verhandlungen über weitere Freilassungen

Nach Angaben des Präsidentensprechers Garba Shehu sind die Extremisten bereit, 83 weitere Mädchen freizulassen. Die nigerianische Regierung hatte im vergangenen Monat erklärt, Verhandlungen mit Boko Haram über die Freilassung der verschleppten Schülerinnen aufgenommen zu haben. Die Gespräche gestalteten sich aber wegen Spaltungen innerhalb der Bewegung als schwierig.

Es ist unklar, unter welchen Bedingungen die Mädchen freigelassen wurden. Ein Sicherheitsbeamter sagte dem britischen Sender BBC, dass im Gegenzug vier Offiziere befreit worden seien. Andere Medien berichten, dass die Schweizer Regierung Lösegeld in Millionenhöhe für Nigeria übernommen hat.

Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet, 2,6 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt in die Flucht getrieben.

(APA/AFP)

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