US-Wahl 2016: Trump droht, Ergebnis nicht anzuerkennen

Trump und Clinton beim letzten TV-Duell
Trump und Clinton beim letzten TV-DuellAPA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere
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Das letzte Rededuell der US-Präsidentschaftskandidaten endet mit einem Eklat: Trump unterstellt seiner Gegnerin Clinton, Gewalttaten bei seinen Kundgebungen anzustiften, und weigert sich, ihren etwaigen Sieg zu akzeptieren.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 1860, als die abspaltungswilligen südstaatlichen Demokraten erklärten, einen Wahlsieg der nordstaatlichen Republikaner unter Abraham Lincoln nicht akzeptieren zu wollen, hat ein ernsthafter amerikanischer Präsidentschaftskandidat den einvernehmlichen Machtwechsel im Weißen Haus in Frage gestellt. Im dritten und letzten Fernsehduell mit seiner demokratischen Gegnerin Hillary Clinton erklärte Donald Trump in der Nacht auf Donnerstag auf die Frage, ob er seine eventuelle Wahlniederlage annehmen würde: "Ich werde Ihnen das dann sagen, wenn es so weit ist. Ich werde Sie gespannt halten, okay?"

Trump holte dann zu einem jener Rundumschläge gegen seinen politischen Gegner und die Medien aus, in die er sich seit Bekanntwerden einer Aufnahme seines vulgären Sextratsches und den Anschuldigungen mehrerer Frauen, von ihm geschlechtlich genötigt worden zu sein, immer öfter ergeht. "Sie und Obama haben die Gewalt ausgelöst. Sie heuern Leute an, sie zahlten denen 1500 Dollar, es gibt Aufnahmen, wie die sagen: seid gewalttätig, brecht Schlägereien vom Zaun, macht schlimme Dinge."

Trump erklärte zudem, keine einzige der mittlerweile sieben Frauen persönlich zu kennen, die ihn unerwünschter sexueller Avancen beschuldigen. "Ich habe mich nicht einmal bei meiner Frau entschuldigt, weil ich nichts angestellt hatte." Zudem warf er Clinton vor, dass sie eigentlich gar nicht kandidieren dürfte, angesichts der Affäre um ihren Umgang mit dienstlichen E-Mails während ihrer Zeit als Außenministerin. "Es ist geschoben. Sie ist eines sehr, sehr schweren Verbrechens schuldig." Allerdings hat das FBI nach einer langwierigen Untersuchung von Clintons privaten E-Mailservern und ihrer digitalen Kommunikation befunden, dass sie zwar rücksichtslos, aber nicht illegal gehandelt habe.

"So eine widerliche Frau"

Trump begann die Debatte, die von Fox-News-Moderator Chris Wallace inhaltlich hochkompetent und formal kompromisslos geleitet wurde, vergleichsweise beherrscht. Doch als Clinton ihm vorwarf, bei seinem Spontanbesuch bei Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto davor gekniffen zu haben, sein Projekt einer Mauer an der US-Südgrenze anzusprechen, für die er die Mexikaner zahlen lassen will, verlor Trump nach und nach die Fassung. Der Mann, der erst noch behauptete: "Niemand respektiert Frauen mehr als ich", fuhr Clinton während ihrer Kritik an seinen Steuerplänen mit der Beleidigung "so eine widerliche Frau" ins Wort.

Trumps Aufgabe hätte darin gelegen, bei seinem letzten direkten Duelle mit Clinton als souveräner Staatsmann aufzutreten, um gemäßigte Wähler anzusprechen, allen voran weiße Akademikerinnen, bei denen er in Umfragen besonders schlecht abschneidet. Stattdessen stellte er mit seiner Weigerung, eine Wahlniederlage ohne Wenn und Aber hinzunehmen, einen Pfeiler der 240-jährigen amerikanischen Verfassungstradition in Frage. "Trumps Antwort betreffend die Akzeptanz des Wahlergebnisses ist die beschämendste Aussage eines Präsidentenkandidaten seit 160 Jahren", kritisierte der sehr konservative Kolumnist Bret Stephens vom "Wall Street Journal" auf Twitter.

Selbst Trump-Unterstützer waren erschüttert. "Er hätte sagen sollen, dass er das Ergebnis der Wahl akzeptiert. Es gibt keine andere Option, außer, wenn es wieder eine Neuauszählung gibt", tat die einflussreiche rechte Talkshow-Moderatorin Laura Ingraham ebenfalls auf Twitter kund. Sie hatte auf dem republikanischen Parteitag in Cleveland im Juli noch eine flammende, viel bejubelte Rede für Trump gehalten.

Falscher Vergleich mit Bush-Gore 2000

Trumps Verteidiger bemühten sich sofort nach Ende des Rededuells in Las Vegas, die Kritik an seiner Aussage mit dem Verweis auf die Neuauszählung der Stimmzettel in Florida vor 16 Jahren zu entschärfen. Doch der Versuch, Trump und den damaligen demokratischen Kandidaten Al Gore in ein gemeinsames Boot zu setzen, läuft fehl: damals ging es nicht um Wahlbetrug, sondern um Fehler bei der Auszählung. Gore und Bush trugen ihre jeweiligen Argumente vor dem US Supreme Court vor, und als der befand, dass Bush knapp, aber doch vorne lag, brachte Gore manche Stimmen in seiner Parteibasis, die weiterkämpfen wollten, zum Schweigen und erklärte sich unumwunden geschlagen.

Wer die Debatte "gewonnen" hat, ist wie stets unmittelbar danach nicht seriös zu beantworten. CNN kam in einer Blitzumfrage unter Zusehern zum Befund, dass 52 Prozent Clinton und 39 Prozent Trump als Sieger sahen. Bei einer ähnliche Befragung von YouGov war sie mit 49 zu 39 Prozent vor ihm.

Bezeichnend war jedenfalls der Abgang der beiden aus der Veranstaltungshalle: während Clinton ein Bad in der Menge nahm und lange mit Freunden und Verbündeten plauderte, rauschte der Trump-Clan direkt nach Debattenende ab.

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