Playboy-Leben: Der schrille König von Tutzing

File photo of Thailand´s Crown Prince Maha Vajiralongkorn watching the annual Royal Ploughing Ceremony in central Bangkok
File photo of Thailand´s Crown Prince Maha Vajiralongkorn watching the annual Royal Ploughing Ceremony in central Bangkok(c) REUTERS (CHAIWAT SUBPRASOM)
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Der designierte thailändische Monarch Maha Vajralongkorn lässt sich gerade eine Villa am Starnberger See in der Nähe von München restaurieren. In Bayern lebte er zuletzt sein Playboy-Leben aus.

In Thailand nimmt die Trauer über den Tod von König Bhumibol Züge einer kollektiven Massenhysterie an. Wer zu wenig Kummer zeigt oder gar Anflüge von Pietätlosigkeit, über den kann jederzeit der Mob herfallen. Zugleich grassieren Spekulationen über die baldige Proklamation des eher unpopulären Thronfolgers Vajiralongkorn zum Monarchen. Über den als Playboy verschrienen Kronprinzen treten nun in Bayern Details ans Licht. Sie fügen sich zu einem wenig schmeichelhaften Porträt des 64-Jährigen und bestärken Vorbehalte der Thais gegen den Königsohns, der den Militärs wegen der Sympathie für den weggeputschten Ex-Premier und Milliardär Thaksin Shinawatra als suspekt gilt.

Einen Gutteil der vergangenen Jahre verbrachte Vajiralongkorn in Deutschland – nicht zuletzt deshalb, weil sein elfjähriger Sohn aus seiner dritten Ehe in der nahen Schweiz ein Internat besucht und Suthida, die Freundin des Kronprinzen, eine Ex-Stewardess der Thai Airway, in München wohnt. „Thailändische Botschaft“ steht denn auch auf dem regenverwaschenen Zettel, der am Tor der Villa Stolberg in Tutzing am Starnberger See klebt. Ganze Container sind voll mit Schutt, alte Heizkörper und Rohre sind darunter und viele neue liegen zur Installation bereit.

Zum 64. Geburtstag spendierte sich Vajiralongkorn für rund zwölf Millionen Euro die Villa samt einem grandiosen Alpenpanorama. Der König in spe – als solcher Rama X. – wollte sich hier auf seine neue Aufgabe vorbereiten, als ihn vor zwei Wochen die Nachricht erreichte, dass es nun wohl ernst werden würde, und er nach Bangkok ans Sterbebett seines Vater zurückeilte.

Schon vor 44 Jahren hatte Bhumibol seinen einzigen Sohn zum Kronprinzen designiert, ihn dann aber konsequent vom Thron ferngehalten. „Kronprinz Vajiralongkorn genießt weder den Respekt noch zeigt er das Charisma seines beliebten Vaters“, heißt es in einer von WikiLeaks enthüllten Depesche an das Außenministerium in Washington. Dem in Privatschulen in Großbritannien und Australien ausgebildeten Kampfjet-Piloten blieb also nur die Flucht: ins Glückspiel, in Partys, in drei Ehen, die alle geschieden wurden; in das Leben eines „kleinen Don Juan“, wie seine Mutter Sirikit ihn einmal charakterisierte: „Die Frauen interessieren sich für ihn, und er findet die Frauen noch viel interessanter.“

Er hat zumindest sieben Kinder aus drei offiziellen Beziehungen, Gerüchten zufolge indes bis zu einem Dutzend. Suthida, genannt Nui, brachte zuletzt einen Sohn zur Welt. Eine Tochter amtierte als Botschafterin in Wien. Vajiralongkorns Skandale sprachen sich trotz strikter Zensur auch in Thailand herum. Partyfotos seiner dritten Frau, lediglich mit einem String-Tanga bekleidet, die das Schoßhündchen Fufu mit einem Schokokuchen füttert, kursieren längst im Internet. Sie fiel am Königshaus prompt in Ungnade und besiegelten das Ende des Märchens der Liebesgeschichte des Kronprinzen und des Mädchens aus kleinen Verhältnissen. Für Furore sorgte auch der Kronprinz selbst, als er im knappen Tank-Top und herunterhängenden Jeans auf dem Münchner Flughafen auftauchte und einen Blick auf das Geflecht an bunten Tattoos offenbarte.

Peter Maffay als Nachbar

In Bayern entwickelte der Kronprinz ein bodenständiges Hobby – Erdbeerpflücken. Mit Vorliebe besuchte er mit seinem Hofstaat Gartencenter. In Tutzing ließ er sich indes bisher nur selten in seinem weißen Porsche blicken. Prominente Nachbarn wie Schlagerstar Peter Maffay, Leslie Mandoki, bekannt als Bandleader von Dschingis Khan, warten auf seinen Einzug. Die Bayern hätten jedenfalls wieder einen „Kini“ am Starnberger See. Mit Ludwig II. nahm es vor 150 Jahren, schräg gegenüber am Ostufer, indes kein gutes Ende.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

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