Trump bei Benefizgala ausgebuht

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US-DONALD-TRUMP-AND-HILLARY-CLINTON-ATTEND-ALFRED-E.-SMITH-MEMORAPA/AFP/GETTY IMAGES/SPENCER PLA
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Der republikanische Präsidentenkandidat unterstellt seiner Gegnerin Clinton bei einer katholischen Wohltätigkeitsveranstaltung, korrupt zu sein und Katholiken zu hassen.

Washington. An jedem dritten Donnerstag im Oktober veranstaltet die Alfred E. Smith Memorial Foundation, eine ehrwürdige gemeinnützige Stiftung, eine Gala zugunsten katholischer karitativer Organisationen im Waldorf-Astoria Hotel in New York. In Wahljahren ist es seit 1960 Tradition, dass die beiden Hauptkandidaten mehr oder weniger lustig-launige Tischreden halten, in denen sie sich selbst auf die Schaufel nehmen.

Doch dann kam Donald Trump. „Hillary ist so korrupt, dass sie aus der Watergate-Untersuchungskommission rausgeschmissen wurde“, sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat. Dafür erntete er laute Buhrufe – laut Aussagen langjähriger Teilnehmer dieser überparteilichen, soignierten Veranstaltung als erster Redner. „Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas schon einmal passiert ist“, sagte David Gergen, der die Präsidenten Richard Nixon, Gerald Ford, Ronald Reagan und Bill Clinton beraten hatte, auf CNN.

Spiel mit falschem Gerücht

Trump griff damit ein bereits mehrfach falsifiziertes Gerücht auf, das im Internet von extrem rechten Aktivisten weitergereicht wird. Tatsächlich arbeitete Clinton nach ihrem Studienabschluss in Yale ab 1973 als Assistentin im Rechtsausschuss des US-Abgeordnetenhauses, das die Grundlagen für eine Amtsenthebung von Nixon erörterte. Sie wurde von diesem Posten allerdings nicht gefeuert.

Nixon kam seiner Amtsenthebung zuvor, indem er am 9. August 1974 zurücktrat; Clinton wurde aber, wie die Gehaltsabrechnungen des Abgeordnetenhauses belegen, bis zum 6. September bezahlt, also bis zur Abwicklung der Arbeiten des Ausschusses. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits einen Posten an der juridischen Fakultät der University of Arkansas angekommen, um nahe bei ihrem Lebensgefährten und späteren Ehemann Bill Clinton zu sein.

Trump versagte sich Scherze über sich selbst, machte aber einen Witz auf Kosten seiner Gattin, die große Teile ihrer Rede auf dem republikanischen Parteitreffen im Juli von Michelle Obama plagiiert hatte („Michelle Obama hält eine Rede, jeder liebt sie. Meine Frau Melania hält exakt dieselbe Rede, und alle gehen auf sie los“). Dann wurde er erneut ausgebuht, als er sagte, Clinton tue so, „als würde sie Katholiken nicht hassen“. Damit bezog er sich auf eine E-Mail-Diskussion von Mitarbeitern aus Clintons Wahlkampfteam, in der sie konservative Katholiken kritisieren und eine liberale Revolution in der Kirche erhofften.

Video-Ungemach für Clinton

Clinton machte sich über sich selbst lustig („Normalerweise verlange ich viel Geld für solche Reden“) und stichelte gegen Trumps parteiinterne Gegner: „Gedenken wir des Geistes des heutigen Abends. Erinnern wir uns, was uns vereint, und ziehen wir über Ted Cruz her.“

Abseits dessen verursacht ein von konservativen Aktivisten unter Vorspiegelung falscher Identitäten aufgenommenes Video Probleme für Clinton. Der konservative Aktivist James O'Keefe hat unter Vorspiegelung einer falschen Identität bei einem Treffen zwei demokratische Wahlkampfmanager zu Aussagen darüber animiert, Provokateure zu Trump-Kundgebungen schicken zu wollen, um dort für Unruhe zu sorgen. In einem anderen Video spricht ein demokratischer Funktionär der Wahlbehörde von New York über massenhaften Wahlbetrug.

Ob das stimmt, ist fraglich. Die bisher umfassendste Studie, durchgeführt von der Loyola Law School in Los Angeles, fand bei allen Wahlen in den Jahren von 2000 bis 2014 unter insgesamt einer Milliarde abgegebenen Stimmen 31 Fälle, in denen Menschen unter falscher Identität zu wählen versuchten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2016)

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