Holocaust: Boykott gegen Zeman nach Eklat um Opfer-Ehrung

Milos Zeman
Milos ZemanAPA/AFP
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Der tschechische Präsident hat die Ehrung von Holocaust-Überlebenden anlässlich des Feiertags abgesagt. Aus Protest bleiben viele Zemans Empfang fern.

Milos Zeman sorgt am Hradschin neuerlich für Wirbel. Der Streit um die abgesagte Ehrung eines Holocaust-Überlebenden durch den tschechischen Präsidenten zieht immer weitere Kreise. Zahlreiche tschechische Politiker und andere Prominente haben laut Medienberichten angekündigt, dass sie den traditionellen Empfang zum Staatsfeiertag am kommenden Freitag auf der Prager Burg boykottieren wollen.

Sie werfen Zeman vor, den Holocaust-Überlebenden Jiri Brady aus "Rache" wegen eines Streits um den Empfang des Dalai Lama kurzfristig von der Nominierungsliste der Auszuzeichnenden gestrichen zu haben. Hintergrund des Streits war ein Treffen des tschechischen Kulturministers Daniel Herman mit dem geistigen Oberhaupt der Tibeter vergangene Woche. Präsident Zeman soll dem Minister von dem Treffen abgeraten haben, um die guten Beziehungen zu China nicht zu belasten, und ihm damit gedroht haben, die Auszeichnung seines Onkels - des Holocaust-Überlebenden Brady - abzusagen.

Dementi aus der Präsidentschaftskanzlei

Die Präsidentenkanzlei bestreitet dies. Brady sei zu keinem Zeitpunkt auf der Nominierungsliste für die staatliche Auszeichnung gestanden, erklärte der Zemans Sprecher, Jiri Ovcacek. Der in Kanada lebende Brady erklärte jedoch am Sonntagabend kurz nach seiner Ankunft in Tschechien, dass er vor knapp zwei Wochen von der Präsidentschaftskanzlei über die geplante Auszeichnung informiert worden sei.

Kritiker Zemans kündigten daher an, am Staatsfeiertag am 28. Oktober eine alternative Feier auf dem Prager Altstädter Ring zu veranstalten. Mehrere Politiker - darunter Herman, der Landwirtschaftsminister Marian Jurecka (beide von der christdemokratischen KDU-CSL) sowie der Vizechef des Abgeordnetenhauses Petr Gazdik - wollen sich daran beteiligen und dem traditionellen Empfang auf der Prager Burg demonstrativ fernbleiben. Dem Boykott Zemans wollen sich auch die meisten Abgeordneten der oppositionellen konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) und mehrere Uni-Rektoren anschließen.

Disput mit der Regierung

Der sozialdemokratische Regierungschef Bohuslav Sobotka forderte Zeman auf, Brady auszuzeichnen, um zu verhindern, dass der heurige Staatsfeiertag ein "Festival der Prager-Burg-Kleinheit und der tschechischen Zerrüttetheit" werde. Der frühere Außenminister Karel Schwarzenberg erklärte, er werde den Staatsfeiertag in der Slowakei feiern. So werde er "zumindest nicht auf der Prager Burg vor Scham erröten müssen", so Schwarzenberg.

(APA)

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