USA wollen nach Mossul auch Raqqa vom IS befreien

Wer bleibt, wenn der IS geht? 13 Staaten diskutieren das weitere Vorgehen im Irak und in Syrien.
Wer bleibt, wenn der IS geht? 13 Staaten diskutieren das weitere Vorgehen im Irak und in Syrien.APA/AFP/US Department of Defense
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Vorbereitungen zur "Isolierung" von Islamisten in Syrien hätten begonnen, sagte US-Verteidigungsminister Carter. 13 Staaten planten in Paris das weitere Vorgehen im IS-Gebiet.

Nach dem Beginn der Mossul-Offensive bereitet die internationale Anti-IS-Koalition die Befreiung der syrischen Stadt Raqqa von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. "Während wir hier stehen, helfen wir, die lokalen Kräfte aufzubauen, die das tun werden", sagte der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter nach einem Treffen am Dienstag in Paris.

Dort hatten unter französischer und amerikanischer Leitung 13 Verteidigungsminister über das weitere Vorgehen im Irak und in Syrien beraten. Bei dem Treffen ging es der Koalition auch darum, sich auf die Folgen eines militärischen Siegs gegen den IS vorzubereiten. "Am Ende können wir nicht perfekt vorhersehen, was passieren wird, nachdem unsere Koalition den IS im Irak und Syrien besiegt hat", sagte Carter. "Deshalb müssen wir auf alles vorbereitet sein."

80 Orte rund um Mossul befreit

Im Laufe des Tages waren irakische Regierungstruppen, die von der Koalition unterstützt werden, weiter auf Mossul vorgerückt. Rund 80 Orte im Umland der zweitgrößten Stadt und letzten IS-Bastion im Irak seien bereits befreit worden, sagte ein Armeesprecher. Nach UNO-Angaben vom Dienstag sind seit Beginn der Offensive mehr als 9000 Menschen aus der Millionenmetropole vertrieben worden.

Die Verteidigungsminister wollen ihre Gespräche Mitte Dezember fortsetzen, sagte der Franzose Jean-Yves Le Drian. Er und Carter betonten wie zuvor bereits der französische Präsident Francois Hollande, dass ein Zusammenhalt der Koalition wichtig sei. "Wir brauchen diese Einheit", hatte Hollande gesagt.

Türkei als ungefragter Partner

Hintergrund ist ein Streit um die Rolle der Türkei. Die Regierung in Bagdad lehnt eine türkische Militärpräsenz in ihrem Land ab und fordert den Abzug der Truppen. Ankara lässt sich davon jedoch nicht beirren und denkt offen über den Einsatz von Bodentruppen nach.

"Sollte sich eine Bedrohung für die Türkei ergeben, werden wir alle unsere Möglichkeiten einschließlich einer Bodenoffensive nutzen", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in einem Interview des Senders TV 24. Man werde weder eine Bedrohung durch den IS noch durch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Irak dulden. Das Hauptquartier der PKK liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. PKK-Kämpfer sind auch im Sinjar-Gebirge im Irak aktiv.

Berichte über IS-Massaker an Zivilisten

Die Vereinten Nationen befürchten inzwischen, dass der IS auf die Offensiven mit einer Einschüchterung der Zivilbevölkerung reagiert. Sie prüfen Berichte über mögliche Massaker. Rund 70 Leichen von Zivilisten mit Schusswunden seien am 20. Oktober in dem Dorf Tulul Naser unweit von Mossul von irakischen Sicherheitskräften entdeckt worden, teilte die UN-Menschenrechtskommission in Genf mit.

Am vergangenen Sonntag seien zudem nahe Mossul 50 ehemalige irakische Polizisten von IS-Kämpfern umgebracht worden, hieß es weiter. Die Polizisten hätten sich in der Gefangenschaft der Terrormiliz befunden. Allerdings sei es schwierig, diese und weitere Berichte über Gräueltaten zu verifizieren, fügte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, hinzu. Ziel der Aktionen sei vermutlich die Einschüchterung der Bevölkerung.

(APAdpa)

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