US-Wahl 2016: Schon 13 Millionen gaben Stimme ab

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Vor dem Wahltag am 8. November stürmen die Amerikaner in Rekordzahlen frühzeitig geöffnete Wahllokale. In fast allen Schlüsselstaaten liegt Hillary Clinton vor Donald Trump.

Washington. Seit einer Woche haben die Wahllokale in mehr und mehr US-Bundesstaaten frühzeitig geöffnet, und der Ansturm der Bürger, die nicht bis zum 8. November warten wollen, ist enorm. Laut dem Politikwissenschaftler Michael McDonald von der University of Florida, dessen United States Election Project die Daten der Wahlbehörden in Echtzeit erfasst, haben per 26. Oktober bereits mehr als 13 Millionen Amerikaner abgestimmt.

In mehreren Schlüsselstaaten, die darüber entscheiden werden, ob Hillary Clinton oder Donald Trump die Präsidentschaft erringt, verzeichnen die Wahlbehörden einen rekordverdächtigen Ansturm auf die frühzeitig geöffneten Wahllokale sowie die Möglichkeit, per Briefwahl abzustimmen. Rund 40Prozent aller Stimmen dürften schon vor dem Wahltag abgegeben werden, und obwohl sie erst am 8. November ausgezählt werden, können sie schon vorab den Ausgang der Wahl nahelegen.

In den meisten dieser Swing States gehen nämlich wesentlich mehr Demokraten als Republikaner jetzt schon zur Wahl. In North Carolina zum Beispiel hatten registrierte Republikaner nach Einlangen der ersten bisherigen Briefwahlstimmen am Mittwoch vor einer Woche einen Vorsprung von 2641 Wahlkuverts gegenüber den Demokraten. Doch dieser Vorsprung von 4,7 Prozentpunkten bei den Frühwählern wurde schon am ersten Tag, an dem die Wahllokale öffneten, ausgelöscht. Bis Samstag wählten 385.410Bürger, und die Demokraten lagen daher mit 80.303 registrierten Stimmen oder 13,9 Punkten vor den Republikanern.

Schikanen gegen Frühwähler

Dieser Vorsprung wäre noch größer, wenn die Wahlbehörde von North Carolina auf Druck des republikanischen Gouverneurs Pat McCrory nicht die Zahl vieler Wahllokale, die frühzeitig öffnen, drastisch verringert hätte. McDonald verweist in seiner Analyse auf den Bezirk Guilford, dessen zu 57,9 Prozent weiße 517.600 Einwohner vor vier Jahren zu 58 Prozent für Präsident Barack Obama gestimmt haben (sein republikanischer Konkurrent Mitt Romney gewann ganz North Carolina hauchdünn). Damals hatten in Guilford 16 Stellen geöffnet, an denen man vorab persönlich wählen konnte. Heuer ist es nur eine. Logische Folge: Am Donnerstag und Freitag haben dort nur 3305 Bürger frühzeitig gewählt. Im Jahr 2012 waren es an denselben ersten Frühwahltagen 21.560: fast sieben Mal so viele.

Ähnlich gut für die Demokraten sieht es in Florida aus, jenem Staat, den Trump unbedingt gewinnen muss, wenn er eine Chance auf die Präsidentschaft haben will. Ehe an diesem Montag die Wahllokale im Sunshine State aufsperrten, hatten die Republikaner bei den rund 1,2 Millionen abgeschickten Wahlkarten gegenüber den Demokraten einen knappen Vorsprung von 1,7Prozentpunkten. 2012 lagen sie bei den Wahlkarten mit fünf Prozent vorn.

Pessimistische Republikaner

Auch in Colorado haben bisher deutlich mehr demokratische Wähler vorzeitig abgestimmt, und ihre Partei hat hier generell erstmals mehr neue Wähler registriert als die Republikaner. Dieses Early Voting verschafft den Demokraten auch in Nevada und Arizona, wo mit Bill Clinton im Jahr 1996 letztmals ein demokratischer Präsidentschaftskandidat gewonnen hat, einen Vorsprung. Diese Nachrichten dürften die angesichts dauerhaft schlechter Umfragewerte für Trump trübe Stimmung bei den Republikanern nicht heben. Laut neuer Umfrage von Reuters und Ipsos meinen nun 41 Prozent von ihnen, dass Clinton gewinnen wird, und nur 40 Prozent, dass Trump die Nase letztlich vorn hat – und nur mehr 49 Prozent von Trumps Anhängern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2016)

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