Tod eines Fischhändlers löst Protestwelle in Marokko aus

In der Hauptstadt Rabat protestierten am Wochenende Tausende Menschen nach dem Tod eines Fischhändlers.
In der Hauptstadt Rabat protestierten am Wochenende Tausende Menschen nach dem Tod eines Fischhändlers.REUTERS
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Wegen verbotener Ware landet der Mann in einer Müllpresse - ein Unfall, beteuert die Polizei. Viele Marokkaner haben genug von Polizeiwillkür.

War es ein Unfall? Der Tod des Fischhändlers Mouhcine Fikri löst in Marokko Proteste aus. Die Polizei hatte 500 Kilogramm Schwertfischisch Berichten zufolge am Freitag in der Küstenstadt Al-Hoceima beschlagnahmt und vernichtet, weil dieser zu dieser Jahreszeit nicht gefangen werden darf. Als der Fischer dies verhindern wollte, sei er in der Presse eines Müllwagens zerquetscht worden.

An der Beerdigung Fikris beteiligten sich am Sonntag tausende Menschen. Am Abend versammelten sich dann noch einmal tausende Demonstranten im Zentrum der Stadt. Auch in den sozialen Menschen gab es einen Aufschrei. Denn es kursiert ein unscharfes Video von dem Polizeieinsatz. Drei Männer springen in den Laderaum des Lastwagens mit der Müllpresse, in der auch der Schwertfischbestand des Händlers zuvor gelandet war. Nur zwei springen wieder heraus, als sich die Müllpresse in Bewegung setzt.

Die Polizei spricht von einem bedauerlichen Unfall, Augenzeugen berichten allerdings von Rufen eines Polizisten in Richtung Lastwagenfahrer, dieser solle die Müllpresse starten. Die Behörden versprachen am Montag, die Umstände des grausamen Todes aufzuklären.

Das Innenministerium hatte bereits am Samstag eine Untersuchung der Todesumstände angeordnet. Innenminister Mohammed Hassad überbrachte der Familie des Toten am Sonntag in Al-Hoceima das Beileid von König Mohammed VI.

Hassad sagte am Sonntagabend, Beamte hätten an einer Polizeisperre in Fikris Auto eine "große Menge Schwertfisch" gefunden, dessen Fang untersagt sei. Daraufhin sei entschieden worden, "die illegale Ware zu zerstören". Allerdings habe Fikri nicht auf die Art und Weise zu Tode kommen dürfen, wie es dann geschehen sei.

"Märtyrer, ruhe in Frieden, wir kämpfen weiter"

Am Montag gingen schließlich tausende Menschen in mehreren Städten des Landes auf die Straße, um gegen den gewaltsamen Tod des 31-Jährigen zu demonstrieren. In den größten Städten des Landes wehren sich Tausende gegen Machtmissbrauch und Polizeiwillkür der Polizei. "Märtyrer, ruhe in Frieden, wir kämpfen weiter", war einer der Leitrufe der Proteste.

Die Spannungen setzen die Regierung des nordafrikanischen Landes unter Druck. König Mohammed VI. beauftragte den Innenminister, die Familie des Toten zu besuchen und sein Beileid auszudrücken. Es wurde eine Untersuchung des Falles angekündigt. Die Opposition zieht Vergleiche mit dem Tod eines Gemüsehändlers in Tunesien im Jahr 2010. Der Mann zündete sich aus Protest gegen Polizeiwillkür an und setzte damit eine Protestwelle in Bewegung, die schließlich zum Sturz des tunesischen Diktators Zine el-Abidine Ben Ali geführt hatte. Die Proteste in Marokko blieben vorerst friedlich. Die Polizei hält sich zurück. Al-Hoceima war damals eine der Hochburgen der Massenproteste, die es im Zuge des "Arabischen Frühlings" auch in Marokko gegeben hatte.

Die Marokkanische Vereinigung für Menschenrechte (AMDH) erklärte, Fikri habe sich nach der Zerstörung seiner Fische in den Müllwagen geworfen. Zugleich warnte die Organisation vor einer "möglichen Wiederholung" der Proteste von 2011. Vom 7. bis 18. November tagt im marokkanischen Marrakesch die UN-Klimakonferenz.

(APA/dpa/Red.)

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