Die CSU will Mitte-rechts sein

Horst Seehofer will die CSU als Partei der gesellschatlichen Mitte positionieren.
Horst Seehofer will die CSU als Partei der gesellschatlichen Mitte positionieren.REUTERS
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Die bayerische Unionspartei verabschiedet am Parteitag ein 42-seitiges Parteiprogramm als "konservative Zukunftspartei". Für CSU-Chef Seehofer eine Sternstunde.

Knapp ein Jahr vor der deutschen Bundestagswahl hat sich die CSU mit einem neuen Grundsatzprogramm positioniert. Auf einem Parteitag in München stimmten die Delegierten am Samstag einstimmig dem Programm mit dem Titel "Die Ordnung" zu, das unter anderem die "Leitkultur" und den "starken Staat" in den Mittelpunkt stellt.

CSU-Chef Horst Seehofer hatte sich zu Beginn des zweitägigen Parteitags im Streit um die Flüchtlingspolitik um eine Annäherung an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bemüht.

42 Seiten, eine "Sternstunde"

Die CSU gab sich erstmals seit 2007 ein neues Grundsatzprogramm. Seehofer nannte das 42 Seiten umfassende Programm eine "Sternstunde". Die CSU sei eine "Partei der gesellschaftlichen Mitte", die auch das "demokratische Spektrum rechts von der Mitte" umfasse, sagte der bayerische Ministerpräsident. Sie sei eine Partei, "die sich Mitte-rechts einordnet".

Im Grundsatzprogramm beschreibt sich die CSU als "konservative Zukunftspartei". Mehrfach taucht darin der Begriff der "Leitkultur" auf. So heißt es zum Beispiel an einer Stelle: "Wer bei uns lebt, muss die Leitkultur unseres Landes respektieren." Die CSU wendet sich in dem Programm auch gegen den "Politischen Islam", der nicht zu Deutschland gehöre.

"Es gibt einen Obergrenze"

Das Grundsatzprogramm greift zudem konkret die Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik auf, über die es seit Monaten Differenzen mit der Schwesterpartei CDU gibt. "Es gibt eine Obergrenze für die Aufnahme und Integration", heißt es in dem Programm. Die CSU-Forderung nach einer Obergrenze von jährlich 200.000 Flüchtlingen ist zwischen CSU und CDU weiter umstritten.

CSU-Chef Seehofer griff das umstrittene Thema am zweiten Tag des Delegiertentreffens nicht erneut auf. Am Freitag hatte er sich um eine Annäherung an Bundeskanzlerin Merkel bemüht, indem er auf neue Attacken verzichtete und indirekt auch Fehler einräumte. Merkel selbst kam in diesem Jahr nicht für einen Gastauftritt nach München.

Im vergangenen Jahr hatte Seehofer die Kanzlerin nach ihrer Gastrede auf dem CSU-Parteitag minutenlang auf offener Bühne wegen ihrer Flüchtlingspolitik kritisiert. Seehofer betonte nun offenbar in Anspielung auf diesen Eklat bei seiner Parteitagsrede am Freitag, einen Dissens auf offener Bühne durchzuführen "wäre ein grober politischer Fehler". Er fügte hinzu: "Ich habe da so meine Erfahrungen."

Entscheidung Merkels erwartet

Am Samstag wurde auf dem Parteitag mit breiter Mehrheit ein Antrag gegen eine Wiederwahl Merkels abgelehnt. Darüber gab es auf dem Treffen auch keine lange Debatte.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) rief Merkel auf, sich rasch zur Frage einer weiteren Kanzlerkandidatur zu erklären. "Es wäre gut, wenn Angela Merkel die Entscheidung, ob sie für eine vierte Amtszeit zur Verfügung steht, bald treffen würde", sagte Tillich den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben).

Tillich forderte CDU und CSU auf, "endlich wieder geschlossen" aufzutreten. "Ein Ende des Streits ist die wichtigste Voraussetzung, um im Wahlkampf bestehen zu können", sagte er. "Mit einer endlosen Obergrenzen-Debatte wird man den Herausforderungen nicht gerecht."

(APA/AFP)

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