Richterin in Nevada weist Trump-Klage zurück

Schauspieler mit Masken der Rivalen.
Schauspieler mit Masken der Rivalen.REUTERS/Axel Schmidt
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Es gebe Berichte, wonach Wahlmaschinen republikanische Stimmen in demokratische drehen würden, meint Trump. Er will eine Wahlanfechtung nicht ausschließen.

Finale nach einer Wahlkampf-Schlammschlacht: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch entscheidet sich, wer Barack Obama im Weißen Haus nachfolgt. Die Demokratin und frühere Außenministerin Hillary Clinton (69) gilt als Favoritin, kann aber nicht sicher von einem Sieg über ihren republikanischen Kontrahenten Donald Trump (70) ausgehen.

Der Immobilienunternehmer wollte sich auch am Wahltag in mehreren Interviews nicht darauf festlegen, ob er im Fall einer Niederlage das Ergebnis anerkennen wird. Es sollte am Mittwochmorgen (MEZ) feststehen. Es gebe Berichte, wonach Wahlmaschinen aus republikanischen Stimmen demokratische machen würden, sagte er etwa in einem Telefoninterview mit dem konservativen US-Sender Fox News. Ob das Ergebnis der Wahl am Dienstag feststehe, müsse man daher erst "sehen", so Trump.

Es handle sich hierbei um technische Fehler, sagten hingegen die Wähler-Anwälte in North Carolina der "Presse". Jeder Wähler kann wegen der Technik umgedrehte Stimmen melden und es werde korrigiert.

Technische Probleme bei Wahlmaschinen

Bereits zuvor hatten die Anwälte des Multimilliardärs Klage gegen den Wahlverlauf in Clark County im Bundesstaat Nevada eingereicht, weil die Wahllokale für das "Early Voting" dort zu lange offen gehalten hätten. Ein Sprecher des Countys wies dies zurück, man habe lediglich bereits wartenden Menschen nach Ende der Öffnungszeitgen eine Stimmabgabe ermöglicht, was laut Gesetz so vorgesehen ist. Wenig später wies die zuständige Richterin die Klage zurück.

Vereinzelt kam es zu technischen Problemen. In einem County in Utah gab es Probleme mit den Wahlmaschinen, in North Carolina mussten die Organisatoren auf ein Wahlverzeichnis auf Papier zurückgreifen, weil das Computersystem ausfiel. Sowohl beide Parteien als auch unabhängige Gruppen entsandten tausende Wahlbeobachter.

Lange Schlangen vor Wahllokalen

Nach einer Rekordzahl von Frühwählern zeichnete sich auch am Dienstag eine hohe Wahlbeteiligung ab. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, vor allem in stark umkämpften Bundesstaaten wie North Carolina und Michigan.

Die Ex-First-Lady hatte bereits in den vergangenen Wochen konstant in den meisten Umfragen vorn gelegen. Experte Nate Silver vom Blog "FiveThirtyEight" bezifferte ihre Gewinnchance auf 72 Prozent. Aber auch Trump setzte wegen des extrem engen Rennens in einigen Staaten auf Sieg.

Prognosen basierend auf Nachwahlbefragungen des "Early Votings" (vorzeitige Stimmabgabe) sehen Clinton aktuell in sechs der sieben Swing States vorne. Von der Umfrageorganisation Votcastr am Dienstagnachmittag (Ortszeit) veröffentlichte Zahlen sagen einen Sieg Clintons in Colorado, Florida, Nevada, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin voraus. Trump kann sich demnach lediglich Iowa sichern.

Trump mit Buhrufen empfangen

Der Milliardär und Quereinsteiger wählte in seiner Heimatstadt New York gemeinsam mit seiner Ehefrau Melania. "Alles sieht sehr gut aus", sagte Trump, der vor dem Wahllokal mit Buhrufen empfangen wurde. Zuvor hatte er dem Fernsehsender Fox News gesagt: "Ich habe meine Entscheidung getroffen, ich stimme für Trump."

Hillary Clinton und ihr Ehemann, der frühere Präsident Bill Clinton, gaben in einem Wahllokal in ihrem Wohnort Chappaqua (New York) ihre Stimme ab. "So viele Menschen bauen auf den Ausgang der Wahl heute", sagte die Kandidatin. "Ich tue das Beste, was ich kann."

Der Sieger der heurigen US-Wahlen wird am 20. Jänner in das Weiße Haus einziehen. Obama war der erste schwarze Präsident der USA. Aber auch Clinton hatte jetzt die Chance, Geschichte zu schreiben: Bei einem Sieg wäre sie 240 Jahre nach Gründung der USA und rund 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts die erste Präsidentin des Landes.

Der historischer Wahlsieg hätte für Clinton jedoch einen bitteren Beigeschmack, wenn ihre Demokraten bei der zeitgleichen Parlamentswahl nicht wenigstens die Mehrheit im Senat zurückerobern. Auf eine Mehrheit in der zweiten Kammer, dem Abgeordnetenhaus, konnten die Demokraten laut Umfragen von vornherein nicht rechnen.

Bangen auch um US-Kongress

Als Präsidentin oder Präsident können Clinton oder Trump viel, aber längst nicht alles ohne den US-Kongress entscheiden - beispielsweise in der Gesetzgebung, bei der Besetzung hoher Regierungsämter oder bei der Ernennung von Richtern für den Obersten Gerichtshof.

Wahlberechtigt waren etwa 219 Millionen Menschen. Voraussetzung war, dass sich ein Wähler registrieren ließ und nicht von der Wahl ausgeschlossen wurde - beispielsweise wegen einer kriminellen Vergangenheit. Mehr als 42 Millionen Amerikaner hatten bereits frühzeitig abgestimmt.

Am Ende gewinnt nicht der Kandidat, der landesweit die meisten Stimmen auf sich vereint. Denn der US-Präsident wird nur indirekt vom Volk gewählt. Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Zahl von Stimmen in einem 538-köpfigen Gremium aus Wahlmännern und -frauen zu vergeben. Deren Zahl richtet sich nach der Bevölkerungsgröße eines jeden Staates. Wer ins Weiße Haus einziehen will, braucht mindestens 270 Wahlmännerstimmen.

(APA/dpa)

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