Blutbad in Guinea: Soldaten töten 150 Regierungsgegner

Symbolbild Soldaten in Guinea
Symbolbild Soldaten in Guinea(c) AP (Rebecca Blackwell)
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Im westafrikanischen Guinea haben Sicherheitskräfte in eine Kundgebung der Opposition geschossen. Sie sollen außerdem Frauen vergewaltigt haben. Die EU verurteilt das Massaker scharf.

Die Sicherheitskräfte im westafrikanischen Staat Guinea haben bei der Auflösung einer Kundgebung von Oppositionellen 157 Menschen getötet. Das erklärte eine heimische Menschenrechtsgruppe am Dienstag unter Berufung auf Krankenhaus-Kreise in der Hauptstadt Conakry. Bisher war in Berichten von knapp 90 Toten die Rede gewesen.

Die neue, markant höhere Zahl der Todesopfer basiere auf Angaben von Spitälern in Conakry und beinhalte keine Leichen, die möglicherweise noch nicht in Krankenhäusern eingetroffen seien, sagte Thierno Maadjou Sow, der Präsident der Guineanischen Menschenrechtsorganisation. Er schätzte die Zahl der Verletzten auf 1250. Die BBC berichtete zuletzt von 125 Toten. Die Opposition warf der Führung vor, Leichen verschwinden zu lassen, um das "Ausmaß des Massakers" zu verschleiern.

Sicherheitskräfte hatten am Montag das Feuer auf Zehntausende Gegner der seit Ende 2008 nach einem unblutigen Putsch an der Macht befindlichen Militärregierung eröffnet, die dagegen protestierten, dass Juntachef Oberst Moussa Dadis Camara nächstes Jahr bei der Präsidentenwahl antreten will.

Augenzeugen berichteten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, dass Soldaten Frauen vergewaltigt hätten. Demonstranten sollen mit Bajonetten und Messern erstochen worden sein. Camara räumte ein, dass Sicherheitskräfte bei dem Einsatz gegen die Demonstranten vereinzelt die Kontrolle über das Geschehen verloren hätten. Er bestritt jedoch, dass es zu Vergewaltigungen gekommen sei.

Scharfe internationale Kritik

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana verurteilte die gewaltsame Auflösung der Oppositionskundgebung scharf. Er rief die Militärregierung zur Zurückhaltung und zur sofortigen Freilassung festgenommener Oppositioneller auf, wie es in einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung hieß. Die Führung des Landes müsse nun für einen "friedlichen und demokratischen Übergang" sorgen. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte das Massaker.

Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) betonte, Militärherrschaft sei keine Lösung für die Probleme Afrikas. Ihr Politischer Direktor, Abdelfatau Musah, forderte in einem Rundfunkinterview, die Soldaten in Conakry müssten umgehend in ihre Kasernen zurückkehren. Oberst Moussa Camara müsse außerdem klarstellen, dass er nicht bei den Wahlen im kommenden Jänner kandidieren werde. Die ECOWAS hatte nach dem Putsch die Mitgliedschaft Guineas ausgesetzt.

In den vergangenen Wochen haben sich Hinweise gehäuft, dass Camara das Präsidentenamt anstrebt, statt einer Zivilregierung Platz zu machen. Das Militär hatte am 23. Dezember 2008 nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conte in einem unblutigen Putsch die Macht in Guinea ergriffen.

(Ag.)

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