Anti-Trump-Proteste: „Not my President“

NYC 10 thousand protest Donald Trump Presidency An estimate of ten thousand demonstrators took the
NYC 10 thousand protest Donald Trump Presidency An estimate of ten thousand demonstrators took the(c) imago/Pacific Press Agency (imago stock&people)
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Vor dem Trump Tower in New York und in vielen anderen US-Metropolen, den Hochburgen des „blauen Amerika“, versammelten sich die Gegner des künftigen Präsidenten, um ihren Unmut kundzutun.

Wien/New York. In den blauen Inseln, den urbanen Bastionen der Demokraten in einer weitgehend rot gefärbten Landkarte, regt sich nach dem Wahlsieg Donald Trumps der von den sozialen Netzwerken befeuerte Protest. Wie nach dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni versammelt sich vor allem die junge Generation auf den Straßen der US-Metropolen, die sich mit dem Wahlausgang partout nicht abfinden will.

In den USA weckt dies indes zugleich die Erinnerung an den Kulturkampf und die Polarisierung als Folge der kontroversiellen Wahl George W. Bushs im November 2000. Viele Anhänger des Demokraten Al Gore sprechen noch heute verbittert von einer „gestohlenen Wahl“. Wie zuletzt Gore hat auch Hillary Clinton landesweit die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Freilich war die Entscheidung für Donald Trump in puncto Wahlmännerstimmen unumstritten.

Lauthals und unverdrossen skandieren die Demonstranten „Not my President“ oder „Nein zu Trump, nein zum KKK (Ku-Klux-Klan, Anm.), nein zu rassistischen USA“. Vereinzelt ging ein Trump-Porträt in Flammen auf, einer drosch auf eine Trump-Puppe aus Pappmaschee ein. In Oakland zündeten manche Mülltonnen an, Auslagenscheiben gingen zu Bruch.

In New York marschierten sie zum Trump Tower an der Fifth Avenue in Manhattan, und unter einem leuchtenden Banner mit der Aufschrift „Love Trumps Hate“ mischten sich auch die Pop-Stars Cher und Lady Gaga, die aktiv für Hillary Clinton geworben hatten, unter die Menge. Einer zündete das Sternenbanner an, eine war – in den Nachwehen von Halloween – als wandelnde Freiheitsstatue mit verschmiertem Make-up verkleidet.

An der Ostküste – in Boston, Philadelphia oder Washington –, wie an der Westküste – in Los Angeles, im Großraum San Francisco oder in Seattle –, in Chicago wie in Phoenix oder Austin entflammten die Proteste nur Stunden nach der Siegesrede Trumps. Sie breiteten sich schon bald auf die Universitäten in Los Angeles oder in Berkeley aus. In Kalifornien machten Tausende, vorwiegend Latinos, gegen die Pläne des künftigen Präsidenten in der Immigrationspolitik mobil. Sie stimmten in den spanischsprachigen Slogan „Si se puede“, dem Äquivalent des Obama-Credos „Yes we can“, ein. Anderswo wiederum rief der mögliche Bann gegen Muslime Unmut und Solidaritätsaktionen hervor. Die Demonstranten blockierten zentrale Highways in Los Angeles oder in Chicago.

In Washington hielten die Trump-Gegner vor dem Weißen Haus eine Nachtwache ab, ehe sie zum nahe gelegenen, neuen Trump-Hotel weiterzogen. Sie intonierten den Slogan Michelle Obamas: „When they go low, we go high.“ Und unter dem missfälligen Blick mancher Trump-Fans verteilten sie Flugblätter, die weitere Proteste für die Angelobung Trumps am 20 Jänner ankündigten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2016)

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