Der angeschlagene italienische Premier ist nicht besonders erfreut über das Lob des Multimilliardärs.
Lob für den politisch stark angeschlagenen italienischen Premier Matteo Renzi kommt von ungewöhnlicher Seite: Silvio Berlusconi sieht immer noch keinen Nachfolger am Horizont, der ihn an der Spitze seiner rechtskonservativen Oppositionspartei Forza Italia ablösen könnte - der drittstärksten politischen Kraft im Land. "Die Wahrheit ist, dass es zurzeit einen einzigen wahren politischen Leader in Italien gibt, und der heißt Matteo Renzi", erklärte Berlusconi in Anspielung an den seit 2014 amtierenden Premier.
Nachdem er am Dienstag Kritik an dem Telekom-Manager Stefano Parisi geübt hatte, den er erst im Juli mit der Neugründung der Forza Italia beauftragt hatte, kann Berlusconi seine Enttäuschung darüber nicht verbergen, dass er immer noch keinen politischen Erben
gefunden hat. Viele Personen hätten ihn enttäuscht. Der gebürtige Römer Parisi, erfolgloser Forza Italia-Kandidat bei den Mailänder Bürgermeisterwahlen im Juni, hätte eine Strategie für den Neustart der Gruppierung entwickeln sollen. Doch vier Monate später scheint Parisis politische Karriere an der Spitze der Berlusconi-Partei bereits zu Ende zu sein.
Kritik an Berlusconi-Nein bei Referendum
Berlusconi kritisierte Parisi, der die ausländerfeindliche
Oppositionspartei Lega Nord als "populistisch" bezeichnet hatte. Parisi befürchtet Konkurrenz seitens des Lega Nord-Chefs Matteo Salvini, der am Samstag seine Bereitschaft signalisiert hatte, als Premierkandidat eines Mitte-Rechts-Blocks mit der Forza Italia an möglichen Parlamentswahlen teilzunehmen.
Zwischen Renzi und Berlusconi - dessen Partei in Umfragen zwar stark verloren hat, aber weiterhin viertstärkste politische Kraft in Italien ist - kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Annäherungen.
Renzi kämpft derzeit für ein "Ja" beim Referendum um eine Reform des Senats am 4. Dezember. Heute betonte er erneut, bei einer Niederlage gehen zu wollen. Agentur Archive - document view zwei Wochen vor einem Verfassungsreferendum in Italien knüpft Ministerpräsident Matteo Renzi seine politische Zukunft immer stärker an ein Votum für weitreichende Reformen. Er werde sich auch in keiner Form für die Bildung einer Übergangsregierung engagieren, sagte Renzi am Donnerstag dem Hörfunksender RTL. Beobachter rechnen mit der Bildung eines Kabinetts aus parteiunabhängigen Experten.
Renzi zeigte sich über das Lob seines Vorgängers Berlusconi nicht besonders erfreut. "Manchmal sagt Berlusconi, dass ich ein gefährlicher Diktator bin, jetzt, dass ich ein Leader bin", kommentierte Renzi in einem Radiointerview am Donnerstag. Er kritisierte Berlusconi, weil er anfangs die Verfassungsreform befürwortet hatte, jedoch dann seine Meinung änderte und jetzt eine
Kampagne für das "Nein" bei der am 4. Dezember geplanten Referendum führt.