Damaskus lehnt Autonomie für Ost-Aleppo ab

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SYRIA-CONFLICT-MUALLEMAPA/AFP/LOUAI BESHARA
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Der syrische Außenminister weist die Idee des UN-Sondergesandten de Mistura zurück. Indessen ist die medizinische Versorgung in der Stadt lahmgelegt.

Die syrische Regierung hat den UN-Vorschlag zurückgewiesen, im Rahmen einer Waffenstillstandsvereinbarung dem Ostteil Aleppos Autonomie zu gewähren. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura habe bei seinem Besuch in Damaskus eine solche "Autonomieverwaltung" angesprochen, sagte der syrische Außenminister Walid Muallem. "Wir sagten ihm, dass wir das vollständig ablehnen."

De Mistura hatte kürzlich angeregt, jihadistische Kampfeinheiten sollten Ost-Aleppo verlassen, die syrische Regierung könne dann eine Autonomieverwaltung der Opposition über diesen Teil der Stadt akzeptieren. Muallem sagte nun, die Regierung habe darauf bestanden, dass "Terroristen den Osten Aleppos verlassen". Damaskus verwendet den Begriff "Terroristen" unterschiedslos für Aufständische und Dschihadisten.

"Es ist nicht möglich, dass 275.000 unserer Bürger von 5000, 6000, 7000 Bewaffneten als Geiseln gehalten werden", sagte Muallem. Seit Mitte Juli sind die Rebellen in Ost-Aleppo eingekesselt. Die syrischen Regierungstruppen versuchen, oftmals mit russischer Unterstützung, den Ostteil der Stadt zu erobern.

Medizinische Versorgung lahmgelegt

Währenddessen haben die heftigsten Angriffe des syrischen Regimes auf Aleppo seit Wochen Dutzende Menschen getötet und zu einem Kollaps der medizinische Versorgung in den Rebellengebieten geführt. Zudem starben am Wochenende mehr als 40 Zivilisten durch Gewalt von beiden Seiten. Unter den Toten waren auch mindestens elf Kinder.

In der Nacht zum Sonntag starben sechs Mitglieder einer Familie, als Helikopter des Assad-Regimes geächtete Fassbomben über den rebellenkontrollierten Ostteil der Stadt abwarfen - dort kamen vier Kinder ums Leben. Sieben Kinder wurden durch Granaten getötet, die von Aufständischen am Sonntag abgefeuert wurden und eine Schule im vom Regime gehaltenen Westen der Stadt trafen, berichtete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ihren Zählungen zufolge wurden seit Beginn einer neuen Offensive der Armee auf Ost-Aleppo am Dienstag fast hundert Zivilisten getötet. Die Stelle stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Heftige Kritik au den USA

Der Ostteil von Aleppo hat kein einziges funktionierendes Krankenhaus mehr. Das Omar Bin Abdul Aziz-Krankenhaus ist bei einem Artillerieangriff am Freitagabend komplett zerstört worden, hieß es seitens des Gesundheitsamtes der großteils zerstörten Stadt. Wegen der Luftschläge und Artillerieangriffe waren am Freitag bereits vier Krankenhäuser in Aleppo-Ost geschlossen worden, darunter eine Kinderklinik, berichtete zudem Ärzte ohne Grenzen.

"Es gibt keinerlei Entschuldigungen für diese abscheulichen Taten", erklärte die Nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice am Samstag. "Die USA verurteilen scharf die schrecklichen Angriffe gegen medizinische Einrichtungen und humanitäre Helfer", erklärte Rice am Rande des APEC-Gipfels in Lima. "Das syrische Regime und seine Verbündeten, vor allem Russland, sind verantwortlich für die aktuellen und langfristigen Konsequenzen dieser Taten."

(APA/AFP)

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