Die Ergebnisse in drei US-Swingstates seien zugunsten Trumps manipuliert oder gehackt worden, meint eine Aktivistengruppe. Sie fordert eine unabhängige Untersuchung.
Eine Gruppe von prominenten Computerfachmännern und Anwälten in den Vereinigten Staaten glaubt an Manipulationen bei der US-Präsidentschaftswahl vom 8. November. Sie fordern die demokratische Kandidatin Hillary Clinton auf, die Wahlergebnisse in einigen US-Bundesstaaten neu auszuzählen, berichtet das "New York Magazine".
Die Aktivisten rund um die Wahlrechtsanwälte John Bonifaz und J. Alex Halderman, Professor für Computerwissenschaften an der Universität von Michigan, wollen überzeugende Hinweise gefunden haben, dass die Wahlergebnisse in den drei Swingstates Wisconsin, Michigan und Pennsylvania gehackt oder manipuliert worden sind. Die Gruppe wolle derzeit noch kein öffentliches Statement abgeben, versuche aber Clintons Team von einer Untersuchung zu überzeugen. So sei Clintons Wahlkampfleiter John Podesta bereits involviert.
Stutzig gemacht habe sie, dass die Ergebnisse in diesen drei US-Bundesstaaten auffallend deutlich von denen in anderen Staaten abwichen. Das hänge mit dem Wahlsystem zusammen: Clinton habe etwa in bestimmten Verwaltungsbezirken in Wisconsin, in denen eine elektronische Abstimmung mit Wahlcomputern durchgeführt wurde, um sieben Prozent weniger Wählerstimmen bekommen, als in Bezirken, in denen mit Stimmzetteln gewählt wurde. Damit könnte Clinton in Wisconsin 30.000 Stimmen weniger erhalten haben.
Clinton könnte US-Wahl doch gewinnen
Die Aktivisten haben zwar keine Beweise für Hackerattacken oder eine mögliche Wahlmanipulation gefunden. Sie argumentieren jedoch, dass dieses auffällige Muster eine unabhängige Untersuchung wert sei. Die Gruppe wolle Anfang nächster Woche einen Bericht an die US-Behörden vorlegen, berichtet der "Guardian" unter Berufung auf zwei involvierte Personen.
Die Bedenken der Computerspezialisten sind brisant, da Donald Trump Clinton in Pennsylvania und Wisconsin knapp besiegte. In Michigan liegt noch kein offizielles Ergebnis vor. Nach derzeitigem Stand hat Trump 290 Wahlmänner für sich gewonnen, Clinton verfügt über 232. Bei einer Neuauszählung der Ergebnisse in den drei Staaten könnte Clinton mit den hinzu gewonnenen Wahlmännerstimmen allerdings einen Sieg einfahren.
Schon im Wahlkampf hatten US-Geheimdienste öffentlich vor russischen Hackangriffen auf die US-Wahl gewarnt. In den vergangenen Tagen bekundeten Cybersecurity-Experten in einem offenen Brief an den Kongress ihre "tiefe Sorge" über die Einflussnahme ausländischer Mächte auf die Abstimmung.
Frist für Anfechtung bald vorüber
Inzwischen streuten andere Experten Zweifel an einer möglichen Manipulation. In Bezug auf den auffälligen Vorsprung Trumps in einigen Gegenden Wisconsins schrieb der prominente Wahlanalyst Nate Silver auf Twitter, der Effekt löse sich in Luft auf, wenn man Ethnie und Bildungsgrad der Wähler in der Gegend miteinbeziehe. Die Gegenden seien dann statistisch unauffällig
Clinton und ihr Team haben sich zu den Behauptungen der Aktivistengruppe bisher noch nicht geäußert. Daher ist nicht sicher, ob sie eine Anfechtung in Erwägung zieht. Viel Zeit hat die Politikerin allerdings nicht mehr: In Wisconsin läuft die Frist bereits am Freitag ab. Zugleich bremse das Weiße Haus, schreibt "New York": Es sei nicht an einer Anfechtung interessiert, da es eine reibungslose Amtsübergabe nicht gefährden wolle.
>>> Bericht im "New York"-Magazine.
(maka)