Donald Trump hatte gedroht, die Annäherung rückgängig zu machen. Vieles spricht aber dafür, dass er Obamas Politik fortsetzen wird.
Miami. Stille Trauer in Havanna – ausgelassene Freude in Miami: Anhänger und Gegner des früheren kubanischen Präsidenten Fidel Castro reagierten ganz unterschiedlich auf die Nachricht vom Tod des „Revolutionsführers“ am Freitagabend. In Kubas Hauptstadt, Havanna, brachen das ganze Wochenende ältere Menschen auf der Straße in Tränen aus, in Miami im US-Bundesstaat Florida hingegen feierten dagegen Exilkubaner euphorisch den Tod Castros. „Freiheit, Freiheit!“, riefen sie, und: „Olé, olé, olé – er ist weg!“
Nirgendwo sonst war Castro so verhasst wie in der kubanischen Exilgemeinde in Florida. Es sind Menschen, die die Karibikinsel wegen der Repressalien der sozialistischen Regierung verlassen haben. Das ganze Wochenende feierten sie den Tod Castros.
„Brutaler Diktator“
Es waren auch die – vor allem älteren – Exilkubaner in Florida, die Donald Trump zum überraschenden Wahlsieg in Florida verholfen hatten. Im Gegensatz zu vielen Latinos in den USA hatten sie den Republikaner gewählt – als Protest gegen Barack Obamas Normalisierung der Kuba-Beziehungen.
Offen ist allerdings, ob der künftige US-Präsident den Weg der Annäherung wirklich stoppen wird. Gebannt blickten die Kubaner am Wochenende zu den USA, denn vom künftigen US-Kurs hängt die wirtschaftliche Zukunft des Inselstaats ab. Aber Trumps Reaktion auf Castros Tod ließ keine klaren Rückschlüsse zu. Zwar nannte Trump Fidel Castro einen „brutalen Diktator, der sein Volk fast sechs Jahrzehnte lang unterdrückte“. Zugleich kündigte er an, nach seinem Amtsantritt „alles zu tun, um Freiheit und Wohlstand“ auf Kuba zu fördern. Der amtierende US-Präsident, Barack Obama, hatte nach jahrzehntelanger Feindschaft eine behutsame Normalisierung der US-kubanischen Beziehungen angestoßen. Im März wurde er von Fidel Castros Bruder und Nachfolger, Raúl Castro, in Havanna empfangen. Obama drängte auf engere Handelsbeziehungen und Lockerung der Finanzsanktionen gegen den Einparteienstaat. Er konnte den Kongress aber nicht überzeugen, das Wirtschaftsembargo aufzuheben.
Trump hatte zuletzt verschiedene Signale ausgesandt. Zunächst bezeichnete er Obamas Vorgehen als grundsätzlich richtig, forderte aber bessere Vereinbarungen mit dem Inselstaat. Später drohte er im Kampf um die Stimmen von Exilkubanern damit, Obamas Annäherungskurs rückgängig zu machen, wenn die kubanische Führung keine Religionsfreiheit ermöglicht und politische Gefangene nicht freilässt.
Sollte der Politikneuling und Milliardär tatsächlich eine derart aggressive Haltung einnehmen, könnten US-Firmen Geschäftschancen entgehen, die sich dann die Konkurrenz in Europa und Asien sichern könnte. Beobachter werteten Trumps Reaktionen zu Castros Tod als rhetorisches Abrüsten und Zeichen des Pragmatismus. In der Kuba-Politik dürfte Trumps Wirtschaftsteam den Ton angeben, so das Fazit. (Reuters/DPA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)