Assad-Truppen nehmen Nordosten Aleppos komplett ein

Ein Panzer der Regeriungstruppen.
Ein Panzer der Regeriungstruppen.APA/AFP/GEORGE OURFALIAN
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Das Rebellengebiet in Ostaleppo ist nun geteilt. Menschenrechtler sprechen von der größten Niederlage für die Rebellen seit 2012.

Der syrischen Armee ist im Kampf gegen die Rebellen in Aleppo ein strategisch wichtiger Erfolg gelungen. Sie hätte die Kontrolle über die Stadtteile Al-Sakhour und Al-Haidariya gewonnen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Damit wurde das Rebellengebiet im Osten der Stadt in zwei Teile zerschlagen.

Insgesamt verloren die Rebellen in den vergangenen Tagen im Zuge des Vormarsches der Armee die Kontrolle über mehr als ein Drittel des von ihnen gehaltenen Gebiets im Osten der Großstadt, sagte der Leiter der Organisation, Rami Abdulrahman. "Das ist die schwerste Niederlage der Rebellen, seitdem sie Aleppo 2012 eingenommen haben." Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein breites Netzwerk von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Der Vormarsch der syrischen Regierungstruppen in Aleppo hat am Wochenende rund 10.000 Zivilisten in die Flucht getrieben, sagte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntagabend. Rund 6000 von ihnen seien aus ihren Wohngebieten im Osten Aleppos in von Rebellen kontrollierte Zonen geflohen, der Rest habe Zuflucht in Regierungsgebieten gesucht.

In den vergangenen 24 Stunden seien fast 3.200 Menschen, die Hälfte davon Kinder, in Auffanglagern der syrischen Regierung eingetroffen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Montag in Moskau mit.

Schlachtfeld mit Symbolkraft

Aleppo gilt als eines der wichtigsten Schlachtfelder in Syrien und Symbol für das Bürgerkriegsland. Wenn das Regime den Ostteil der Stadt einnimmt, kontrolliert es wieder alle größeren Städte im Land. Dies könnte auch ein Wendepunkt für den seit mehr als fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg sein. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, hatte zuletzt vor einer völligen Zerstörung Ostaleppos bis Weihnachten gewarnt.

"Jeder, der auf einer der Hauptstraßen des belagerten Aleppos steht, wäre sich sicher (...), dass der Weltuntergang gekommen ist", schrieb Aktivist Rami Sien am Sonntag auf Facebook. Zehntausende Vertriebene seien zu Fuß auf den Straßen unterwegs. Verletzte würden zu dem gebracht, was von den zerstörten Notaufnahmen noch übrig bleibe. "Es ist alles vorbei", sagte ein Bewohner Aleppos der Deutschen Presse-Agentur bei einem Kontakt über das Internet.

Die Zustände im Osten Aleppos sind verheerend. Nach heftigen Bombardierungen in den vergangenen Wochen durch das syrische Regime und seine Verbündeten, zu denen auch Russland zählt, sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) acht von neun Krankenhäusern außer Betrieb. Das internationale Rote Kreuz hatte zuletzt berichtet, dass in dem eingekesselten Gebiet die Nahrungsmittel zur Neige gehen. Dort sollen sich noch mehr als 250.000 Menschen aufhalten.

(APA/dpa/AFP/red.)

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