Kurden in Syrien glauben an Fall Aleppos

Syrer auf der Flucht aus Ostaleppo.
Syrer auf der Flucht aus Ostaleppo.APA/AFP/GEORGE OURFALIAN
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Die Sache sei gelaufen, sagt der Chef der syrischen Kurdenpartei PYD. Die Türkei fordert einen sofortigen Waffenstillstand in Syrien.

Der Chef der syrischen Kurdenpartei PYD hält den Sieg der syrischen Regierungstruppen im Kampf um die Großstadt Aleppo für ausgemacht. "Was Aleppo anbelangt, ist die Sache wohl durch", sagte Salih Muslim der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag-Ausgabe). In der Region Idlib leisteten die Rebellen aber noch heftigen Widerstand.

Viele Menschen flüchteten aus Aleppos Rebellenvierteln in die von Kurden beherrschten Stadtteile. Sie würden dort versorgt, versicherte Muslim. "Inzwischen sind die UN vor Ort, wir werden die Situation in den Griff bekommen."

Der PYD-Vorsitzende wies die Ansicht zurück, die Kurden müssten die "natürlichen Verbündeten" der moderaten Rebellen gegen die Regierung in Damaskus sein. "Was soll "moderat" bitte heißen?", fragte er. "Wir sind bereit, mit jedem zusammenzuarbeiten, der demokratisch und säkular gesinnt ist. Unter den islamistischen Rebellen mag es extremere und gemäßigtere geben - gegen Säkularismus sind aber alle."

Muslim warnte den Präsidenten Bashar al-Assad vor dem Ansinnen, die Kurdengebiete militärisch zu erobern. "Sollte er unsere Gebiete angreifen, werden wir uns verteidigen. Dann würde es einen großen Krieg geben." Muslim betonte aber, die Kurden wollten keinen eigenen Staat, sondern eine "autonome Selbstverwaltung" mit einem Rätesystem und Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und Ethnien.

Deutschland sagt 50 Mio. Euro Hilfe zu

Angesichts der katastrophalen Lage in Aleppo hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier den notleidenden Menschen dort 50 Millionen Euro zusätzliche Hilfe zugesagt. Nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers im Libanon appellierte Steinmeier am Freitag eindringlich an die Konfliktparteien, Feuerpausen zuzulassen.

Damit sollen dringend benötigte Hilfslieferungen auch in eingeschlossene Gebiete gelangen könnten. "Wir dürfen keine Chance auslassen, um wenigsten in diesen nächsten Wochen nach weiteren Kampfpausen zu suchen", sagte er in der libanesischen Stadt Zahle.

Der syrische Bündnispartner Russland hatte nach UN-Angaben die Einrichtung von vier Korridoren zur Versorgung der Bevölkerung in den Rebellengebieten Ostaleppos angeboten. Dort toben Kämpfe der Rebellen gegen Regierungstruppen. Einer Feuerpause stimmte Moskau aber nicht zu.

Türkei fordert Ablöse für Assad

Außer Deutschland pochte am Freitag auch die türkische Regierung auf eine Lösung für Alppo. Außenminister Mevlüt Cavusoglu setzte sich für eine sofortige Waffenruhe in Syrien ein. Er forderte außerdem eine Ablösung des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Dieser sei für 600.000 Tote verantwortlich und dürfe das Land nicht weiter führen.

Der NATO-Staat Türkei ist einer der wichtigsten Unterstützer der Rebellen in Syrien. Diese stehen in Ost-Aleppo seit Tagen unter schwerem Beschuss von Assads Truppen, die von Russland und vom Iran militärisch unterstützt werden.

(APA/dpa)

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