Der pensionierte General und Obama-Kritiker James Mattis soll neuer US-Verteidigungsminister werden – ein Mann der harten Sprüche, der durchgreifen will.
Washington/Wien. Die Sprüche könnten aus einem Sylvester-Stallone-Film stammen. „Es gibt nichts Besseres, als wenn auf einen geschossen wird und der Schuss daneben geht. Das ist echt toll.“ Oder: „Es gibt einige Arschlöcher in der Welt, die erschossen werden müssen.“ Oder: „Du gehst nach Afghanistan und gerätst an Typen, die ihre Frauen seit fünf Jahren verprügeln, weil sie sich nicht verschleiert haben. Solche Typen sind ohnehin keine richtigen Männer mehr. Also macht es unheimlich viel Spaß, sie zu erschießen.“
Die Ansagen stammen aber keineswegs aus alten oder gar nicht so alten Hollywood-Blockbustern eines US-Actionstars, sondern von dem Mann, den der designierte US-Präsident Donald Trump zu seinem neuen Verteidigungsminister auserkoren hat: James Mattis, Spitzname „Mad Dog“ (tollwütiger Hund) oder auch „Warrior Monk“ (Kriegermönch), pensionierter Vier-Sterne-General und vielfach kriegserprobter Hardliner.
„Er ist der Beste!“
Trump gab diese Entscheidung bei einem Auftritt in Cincinnati, Ohio, bekannt, der ersten Station seiner Dankestour für seine Anhänger durch einige US-Bundesstaaten, die er bei der Wahl gewonnen hatte. „Er ist der Beste!“, rief er in die jubelnde Menge. „Aber ich werde das offiziell erst am Montag bekannt geben, also sagt es niemandem.“
Mattis, 66, diente mehr als vier Jahrzehnte bei den Marines und gilt laut „Washington Post“ als einer der einflussreichsten militärischen Führer seiner Generation. Er war Kommandant im Ersten Golfkrieg, nach den Terroranschlägen vom 11. September 2011 führte er eine Einsatztruppe im Süden Afghanistans. Während der zweiten US-Invasion im Irak war er Befehlshaber in der blutigen Schlacht von Falluja und führte eine Marineinfanteridivision nach Bagdad. Den Namen „Warrior Monk“ brachte ihn der Umstand ein, dass er bis heute Junggeselle ist.
2010 ernannte US-Präsident Barack Obama Mattis zum Chef des US-Zentralkommandos, das die Militäreinsätze im Nahen und Mittleren Osten und Südwest-Asien überwacht. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Weißen Haus verließ er den Posten 2013 frühzeitig und wurde zu einem lautstarken Kritiker der Regierung Obama.
Profiliert hat sich Mattis in konservativen Kreisen vor allem durch seine harte Haltung zum Iran. Das Regime in Teheran nannte er „die größte und dauerhafteste Bedrohung für die Stabilität und den Frieden im Nahen Osten“. Das Atomabkommen werde die iranischen Nuklear-Ambitionen verlangsamen, aber nicht stoppen. Generell propagiert Mattis ein härteres Vorgehen gegen Gegner Washingtons – und den „politischen Islam“.
Damit liegt er auf einer Linie mit Trump, dessen Team laut „Financial Times“ auch neue, nicht auf das Atomprogramm bezogene Sanktionen gegen Teheran prüft. Doch bei anderen Themen vertritt Mattis abweichende Standpunkte, weshalb Teile der politischen Elite in Washington hoffen, dass er Trump einige Spitzen nehmen könnte.
So hält Mattis nichts vom Trump'schen Versöhnungskurs mit Moskau, sondern sieht die Politik Russlands mit Sorge. Von Folter riet er Trump mit den Worten ab: „Geben Sie mir eine Packung Zigaretten und Bier – damit erreiche ich mehr.“ Und trotz aller Kritik am Iran-Deal gilt es als unwahrscheinlich, dass Mattis dazu raten würde, diesen, wie Trump es gesagt hatte, zu „zerreißen“.
Für die Ernennung muss Trump allerdings das grüne Licht des Kongresses einholen. Denn eigentlich muss ein US-Verteidigungsminister vor Amtsantritt mindestens sieben Jahre Zivilist gewesen sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2016)