China protestiert gegen Trump-Telefonat mit Taiwan

Symbolbild: Das chinesische Magazin ''Global People''
Symbolbild: Das chinesische Magazin ''Global People''APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Der künftige US-Präsident telefonierte mit der taiwanesischen Präsidentin Tsai und lud den philippinischen Präsidenten Duterte nach Washington ein.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat unter Bruch jahrzehntelanger diplomatischer Gepflogenheiten seines Landes mit Taiwans Staatschefin Tsai Ing-wen telefoniert - und damit den Zorn der Volksrepublik China auf sich gezogen. Peking reichte in Washington offiziell Protest ein, wie das chinesische Außenministerium am Samstag mitteilte. Das Trump-Team verteidigte das Telefonat.

Die beiden Gesprächspartner hätten "die engen Beziehungen zwischen den USA und Taiwan im Bereich von Wirtschaft, Politik und Sicherheit" unterstrichen, erklärte das Team des zum US-Präsidenten gewählten Immobilien-Milliardärs am Freitag. Die USA hatten im Zuge ihrer Annäherung an die Volksrepublik 1979 ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und die Führung in Peking als alleinige Regierung Chinas anerkannt. Zugleich unterhielt die US-Regierung inoffiziell aber stets weiter freundschaftliche Kontakte zu Taipeh.

Ein-China-Politik verpflichtet

Das Weiße Haus distanzierte sich umgehend vom Vorgehen Trumps: "Es gibt keine Änderung an unserer seit langem geltenden Politik", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Emily Horne. "Wir sind streng unserer Ein-China-Politik verpflichtet." Das chinesische Außenministerium legte Protest ein und erklärte, es gebe "in der Welt nur ein China". Taiwan sei ein "unveräußerlicher Bestandteil von Chinas Staatsgebiet". Zuvor hatte bereits der chinesische Außenminister Wang Yi darauf bestanden, dass Washington seine Ein-China-Politik beibehalten müsse. Das Telefongespräch sei ein "von Taiwan ausgehecktes Manöver", sagte er dem Hongkonger Fernsehsender Phoenix.

Taiwan hatte sich zum Ende des Bürgerkriegs 1948 von China abgespalten. Peking betrachtet die dem Festland vorgelagerte Insel weiterhin als abtrünnige Provinz. Mit der Wahl der gegenüber Peking äußerst kritisch eingestellten Tsai zur Präsidentin Taiwans Anfang des Jahres haben sich die Spannungen zusätzlich verschärft. Tsai gehört der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) an, die im Vergleich zur vorherigen Regierungspartei Kuomintang (KMT) wesentlich schlechtere Beziehungen zur Volksrepublik unterhält.

Glückwunsch zur Wahl

Angesichts der Aufregung um sein Telefonat erklärte Trump später, dass nicht er Tsai, sondern sie ihn angerufen habe, um ihm zu seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 8. November zu gratulieren. Zudem schrieb er via Twitter: "Es ist interessant, dass die USA militärische Ausrüstung im Milliardenwert an Taiwan verkaufen, aber ich soll keinen Glückwunschanruf akzeptieren."

Während des Wahlkampfs hatte Trump China wiederholt beschuldigt, seine Währung zu manipulieren, um der verarbeitenden Industrie in den USA zu schaden. Zugleich drohte er damit, chinesische Exportgüter mit Zöllen zu belegen.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua kommentierte das Vorgehen Trumps mit den Worten, China und die USA "müssen nicht zwangsläufig Gegner sein". Trump sollte wissen, dass China ein kooperativer Partner sein könne, solange die USA dessen Kerninteressen respektiere. Dazu gehöre auch die Taiwan-Frage.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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