Syriens Armee erobert immer mehr Gebiete in Aleppo

Zerstörte Häuser in Aleppo.
Zerstörte Häuser in Aleppo.APA/AFP/YOUSSEF KARWASHAN
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Die Regierungstruppen kontrollieren nun zwei Drittel des Ostteils der Stadt. Seit Beginn der Offensive Mitte November starben Hunderte Zivilisten.

Die syrische Armee hat bei ihrer Großoffensive im Ostteil Aleppos nach Angaben von Aktivisten einen weiteren Stadtteil erobert. Nach heftigen Kämpfen nahmen die Regierungstruppen in der Nacht auf Montag das Viertel Qadi Askar ein, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.

Damit kontrollierten die Regierungstruppen nun zwei Drittel des Ostteils von Aleppo, der seit 2012 von Aufständischen kontrolliert worden war, hieß es.

In den Rebellengebieten im Osten der umkämpften syrischen Großstadt schlugen in der Nacht dutzende Raketen ein, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Zum Schutz vor Luftangriffen löschten die verängstigten Bewohner alle Lichter und schalteten sogar ihre Stromgeneratoren ab.

Bei ihrer Großoffensive hatten die Regierungstruppen nach Angaben der Beobachtungsstelle zuvor die Viertel Karm al-Myessar, Karm al-Qaterji und Karm al-Tahan eingenommen. Als nächstes könnten die Soldaten nun auf den großen Stadtteil Shaar vorrücken, den sie mit ihren Geländegewinnen am Wochenende den Angaben zufolge bereits vollständig eingekreist haben.

Armee geht von baldigem Sieg aus

Die Armee geht davon aus, dass die vollständige Einnahme Aleppos nur noch eine Frage von Wochen ist. Erste Einwohner, die zu Anfang des Krieges aus dem Osten Aleppos in den von der Regierung kontrollierten Westteil der Stadt geflohen waren, kehrten in zurückeroberte Bezirke zurück. Unterdessen verschlechtert sich die humanitäre Lage für die Zehntausenden Menschen in den Rebellen-Gebieten weiter.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura geht davon aus, dass sich noch mehr als 100.000 Einwohner im umkämpften Osten der Stadt aufhalten. Die Beobachtungsstelle spricht sogar von 200.000 Menschen. Sowohl Lebensmittel als auch Treibstoff werden dort immer knapper. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini warnte die Führungen Syriens und Russlands, eine vollständige Einnahme Aleppos bedeute noch nicht das Ende des Syrien-Kriegs.

Seit dem Beginn der Offensive am 15. November wurden der Beobachtungsstelle zufolge in Ost-Aleppo mindestens 319 Zivilisten - darunter 44 Kinder - getötet, im Westteil 69 Zivilisten, darunter 28 Kinder. Mehr als 50.000 Bewohner von Ost-Aleppo ergriffen angesichts der Kämpfe die Flucht.

Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien ist nach eigenen Angaben in Syrien breit vernetzt. Von unabhängiger Seite sind ihre Informationen kaum überprüfbar.

UN-Sicherheitsrat will über Waffenpause abstimmen

Der UNO-Sicherheitsrat will am Montag über eine siebentägige Waffenpause für Aleppo abstimmen. Der von Spanien, Ägypten, und Neuseeland eingebrachte Resolutionstext sieht vor, dass alle Beteiligten die Kämpfe einstellen, damit dringend benötigte Hilfslieferungen in die Stadt gebracht werden können. Nach Möglichkeit soll die Waffenpause nach sieben Tagen verlängert werden.

Vor allem die Vetomacht Russland, ein enger Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, ist gegen eine solche Resolution. Moskau wollte eine verlängerbare Waffenpause von 24 Stunden, von der jihadistische Gruppen ausgenommen sein sollten. Kanada hat außerdem eine Sitzung der UNO-Vollversammlung beantragt, bei der über eine Resolution zu humanitärer Hilfe für Aleppo abgestimmt werden soll.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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