Ifo-Chef warnt vor Gefahr eines italienischen Euro-Austritts

Und dann wäre die "Ansteckungsgefahr" groß, sagt Clemens Fuest. Nach Italiens Referendum-Nein könnten Reformen einschlafen - und die Staatsverschuldung untragbar werden, sagt Ifo-Chef Fuest.

Der deutsche Ifo-Chef Clemens Fuest sieht wegen der Regierungskrise in Italien die Gefahr eines Euro-Austritts des hoch verschuldeten Landes. "Wir müssen befürchten, dass eine Regierung ins Amt kommt, die Italien dann aus dem Euro herausführt, weil die Italiener keine Perspektive innerhalb der Einheitswährung mehr sehen", sagte der Wirtschaftsforscher der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag.

Zudem bestehe das Risiko, dass auch in anderen Ländern das Vertrauen in den Euro erodiere. "Die Ansteckungsgefahr ist groß." Könne sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone nicht in der Gemeinschaftswährung halten, würden Investoren auch bei anderen Krisenländern nervös.

Eine kurzfristige Refinanzierungskrise drohe Italien dank der Unterstützung durch die Europäische Zentralbank nicht, sagte der Präsident des Münchner Instituts. Auch keine ungeregelten Bankenzusammenbrüche. Es drohe aber eine Verschärfung der Wirtschaftskrise, ein Einschlafen der Reformen und eine Blockade der Sanierung des angeschlagenen Bankensektors. Das könne längerfristig dazu führen, dass die Staatsverschuldung vollends untragbar werde.

Es sei nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum und dem angekündigten Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi auch damit zu rechnen, dass der Euro unter Druck gerate, sagte Fuest der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Europa insgesamt stehe vor großen Belastungen. "Ich sehe die Gefahr, dass Europa sich auseinanderentwickelt." Der Brexit, das Gefälle zwischen Nord- und Südeuropa sowie Differenzen mit osteuropäischen EU-Staaten seien gefährliche Entwicklungen.

Italiens Premier Renzi bleibt indes trotz der Rücktrittsankündigung noch einige Tage im Amt. Präsident Sergio Mattarella hatte ihn am Montagabend aufgefordert, bis zur Verabschiedung des Haushaltsgesetzes 2017 im Amt zu bleiben.

(APA/Reuters)

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