Italiens Fünf-Sterne-Bewegung fordert Referendum über Euro

Alessandro Di Battista in einer Journalistentraube.
Alessandro Di Battista in einer Journalistentraube.APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
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"Wenn Europa nicht implodieren will, muss es akzeptieren, dass es so nicht weitergeht", fordert Spitzenpolitiker Battista. Italien müsse über den Euro abstimmen.

Nach dem Sturz der Regierung von Premier Matteo Renzi infolge des Scheiterns bei dem Referendum über eine ausgedehnte Verfassungsreform drängt die europakritische Fünf-Sterne-Bewegung zu einer Volksentscheidung über Italiens Verbleib im Euro-Raum. "Die Italiener müssen über die Währung entscheiden", forderte der Spitzenpolitiker der Bewegung, Alessandro Di Battista.

Die Folgen eines Austritts aus dem Euro fürchtet der 38-jährige Abgeordnete nicht. "Was ich kenne, sind die Folgen der Einführung des Euro, den Verlust von Kaufkraft, Gehältern, industrieller Konkurrenzfähigkeit, sozialen Zerfall, Arbeitslosigkeit. Wenn Europa nicht implodieren will, muss es akzeptieren, dass es so nicht weitergeht. 2017 sind wichtige Wahlen. In Frankreich werden wahrscheinlich Gaullisten oder Le Pen siegen. In Deutschland wird es die Kanzlerin noch einmal schaffen, aber die alternativen Bewegungen, ich nenne sie mal so, sind auf dem Vormarsch", so Di Battista im Interview mit der deutschen Tageszeitung "Die Welt".

Aufstrebender Jungpolitiker

Die Fünf-Sterne-Bewegung um den Starkomiker Beppe Grillo ist laut Di Battista keine Protestbewegung. "Es ist unglaublich: Wenn die Bürger die Mächtigen wählen, ist das eine Wahl der Hoffnung. Wenn sie nicht wählen, wie die politischen Eliten es wünschen, dann wird von Protestwahl gesprochen. (...) Es ist die Fünf-Sterne-Bewegung, die die hohe Politik verteidigt, die Partizipation, die Demokratie. Die antipolitischen Kräfte, das sind die anderen", betonte der Politiker.

Zur Förderung des Wirtschaftswachstums drängt Di Battista auf die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. "Es kann nur Aufschwung geben, wenn wir hier eingreifen. Die Steuern müssen sinken. Wir brauchen öffentliche Geldinstitute, die Investitionen für diese Unternehmen erlauben, und ein Bürgergeld", so der gebürtige Römer. Seine Partei setze auf Green Economy, auf eine nationale Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit.

Di Battista gilt als Aufsteiger unter Italiens Jungpolitikern. Mit dem Motorrad tourte er in den vergangenen Wochen durch Italien, um für ein Nein zu Renzis Verfassungsreform zu werben. Er gehört schon lange zu den populärsten Persönlichkeiten der Fünf-Sterne-Bewegung und sitzt auch in deren Führungsgremium. "Dibba", wie der Römer genannt wird, soll auch zu den Lieblingen des Bewegungsgründers Grillo zählen.

(APA)

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