Schweden lässt Kriegsvorbereitungen verstärken

Schwedische Infanterie beim Training auf der "Festungsinsel" Gotland.
Schwedische Infanterie beim Training auf der "Festungsinsel" Gotland.(c) REUTERS (TT NEWS AGENCY)
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Die Zivilverteidigungsbehörde rief alle Gemeinden des Landes zu Planungen für den Ernstfall auf. Das sei zu lange vernachlässigt worden, doch nun habe sich die Bedrohungslage wieder verstärkt.

Die oberste schwedische Behörde zur Zivilverteidigung hat alle Gemeinden des Landes aufgerufen, künftig wieder Vorsorgemaßnahmen und Planungen für den Kriegsfall zu forcieren. Svante Werger, Informationschef der Behörde, sagte am Freitag, dass angesichts merklicher Spannungen im nordischen und baltischen Raum mit Russland ein solcher Auftrag kürzlich per Rundschreiben ergangen sei.

"Die Planungen für einen Kriegsfall sind in der Praxis seit etwa dem Jahr 2000 inexistent geworden", sagte Werger. Nun aber seien die Umstände und Zwänge anders und fordernder geworden, sodass man sich darauf einstellen müsse.

Die russische Krim-Annexion 2014, der Krieg in der Ukraine und das vermehrt offensive Auftreten des russischen Militärs - vor allem der Luftwaffe - im Baltikum und gegenüber Finnland haben alle nordischen Staaten in Unruhe versetzt. Doch schon in Schweden war man nicht mehr länger nordisch-kühl, nachdem russische Tupolew Tu-22M "Backfire"-Mittelstreckenbomber und Begleitjäger im März 2013 nahe der Ostseeinsel Gotland in den schwedischen Luftraum eingedrungen waren und Angriffe mit Bomben und Marschflugkörpern auf eine südschwedische Luftwaffenbasis und Ziele in und um Stockholm übten.

Von den Russen überrumpelt

Für Schwedens Militär besonders peinlich war, dass es überrumpelt wurde und keine Jäger hochbrachte, sodass die Russen letztlich sogar unbehelligt abdrehen konnten. Dafür mussten in Litauen stationierte dänische F-16-Jäger, also aus einem Nato-Staat, aufsteigen, sie konnten die Russen beim Rückflug wenigstens beschatten.

Geländefahrzeuge der schwedischen Armee
Geländefahrzeuge der schwedischen ArmeeSwedish Army

Schweden, das sein einst sehr starkes Militär im Gefolge des Untergangs der UdSSR und allerhand Friedensgefühlen im Westen bis auf ein Skelett ausgedünnt hat, steuert seit wenigen Jahren wieder dagegen und investiert in die Streitkräfte - von denen kurz vor dem simulierten Luftangriff 2013 deren damaliger Oberbefehlshaber, General Sverker Göranson, noch gesagt hatte, dass sie nur noch imstande seien, notfalls eine Woche lang zu kämpfen. Man spottete darauf über Schwedens "Ein-Wochen-Militär". Göranson wurde 2015 abgelöst.

Verteidigungsminister Peter Hultqvist sagte erst im November, dass sich die politisch-militärische Bedrohungslage weiter verschlechtert habe. Nun sollen etwa, so will es die Zivilverteidigungsbehörde, Beamte und Angestellte der Gemeinden bei Übungen des Militärs mitwirken, für sichere Kommunikationsmittel- und Wege sorgen, für Notunterkünfte und die Bevorratung von Gütern sorgen.

(wg/ag.)

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