Der künftige US-Präsident holt den China-kritischen Ökonom Navarro in sein Team. Carl Icahn soll in Regulierungsfragen beraten.
Ein für sein aggressives Vorgehen bekannter Starinvestor und ein ausgewiesener China-Kritiker: Der künftige US-Präsident Donald Trump erweitert seinen Beraterkreis um zwei weitere umstrittene Personen. In dem Regierungsteam des Republikaners tummeln sich bereits ungewöhnlich viele Milliardäre, Manager und ranghohe Ex-Militärs.
In Regulierungsfragen hört er sich künftig Tipps vom Milliardärskollegen Carl Icahn an, während ihm der durch Bücher wie "Tod durch China" bekannt gewordene Ökonom Peter Navarro in Handelsangelegenheiten mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Das gab Trumps Team am Mittwochabend bekannt.
Navarros Berufung in den Nationalen Handelsrat des Weißen Hauses ist hoch umstritten - vor allem China dürfte diese Personalie mit Argwohn verfolgen. Der 67-jährige Wirtschaftsprofessor der University of California beriet Trump bereits im Wahlkampf. Dort hatte der künftige US-Präsident schon ein schärferes Vorgehen gegen die Volksrepublik in der Handels- und Außenpolitik angekündigt.
Trumps Team lobte den Gegner des Transpazifischen Partnerschaftsabkommens (TPP) in einem Statement als "visionären" Ökonomen, der "Wirtschaftspolitik betreiben werde, die unser Handelsdefizit verringert, unser Wachstum befördert und den Job-Exodus aus unseren Küsten zu stoppen hilft".
Navarro tritt für Annäherung an Taiwan ein
Navarro trat in der Vergangenheit für die Annäherung an Taiwan ein. China sieht die Insel als abtrünnige Provinz und drohte in der Vergangenheit mehrmals an, auch militärisch einzugreifen. Washington solle aufhören, sich an die sogenannte Ein-China-Politik zu halten, meinte Navarro. Vor einer Anerkennung Taiwans als eigenen Staat machte er jedoch halt.
In seinem Buch "Tod durch China: Wie Amerika seine industrielle Basis verlor", das die Grundlage für einen Dokumentarfilm lieferte, wirft er der Volksrepublik beispielsweise den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Dort wird dessen Ernennung deshalb mit großem Interesse verfolgt. "Zusammenarbeit ist die einzige richtige Wahl", warnte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums vor einem Handelskrieg zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften.
Carl Icahn jedoch wird kein offizieller Regierungsmitarbeiter und für seine Dienste auch nicht bezahlt, sagte ein Trump-Sprecher. Was er vorhat, daraus macht der 80-Jährige kein Geheimnis: Es sei an der Zeit "aus der überbordenden Regulierung auszubrechen", ließ Icahn mitteilen.
"Wähler bekommen Schlamm ins Gesicht"
Der Großaktionär mehrerer Konzerne wie dem Versicherer AIG und Ölunternehmen CVR Energy hilft Trumps Team bereits bei der Suche nach einer Nachfolgerin für die oberste Börsenaufseherin Mary Jo White, die im Jänner geht. Als Kandidaten für ihre Nachfolge gelten der frühere Kommissar der Börsenaufsicht SEC, Paul Atkins, und die frühere Bundesstaatsanwältin Debra Wong Yang.
Da Icahn auch am Nahrungsergänzungsmittel-Unternehmen Herbalife beteiligt ist, könnte dies Kritikern zufolge zu Interessenskonflikten führen. Schließlich geriet der Konzern bereits ins Visier SEC - ebenso wie andere Icahn-Beteiligungen von der Finanzmarkaufsicht unter die Lupe genommen wurden.
"Wähler, die wollten, dass Trump den Sumpf trockenlegt, bekommen einmal mehr Schlamm ins Gesicht", sagte der Sprecher der Demokraten, Eric Walker, unter Verweis auf die Ankündigungen des Republikaners im Wahlkampf. Icahn kritisierte kürzlich in einem Reuters-Interview die Vorgabe, dass Ölkonzerne erneuerbare Treibstoffe wie Ethanol nutzen müssen. Die unter dem Eindruck der weltweiten Bankenkrise beschlossene "Dodd-Frank"-Finanzreform findet er "zu weitreichend".
(APA/Reuters/ Emily Stephenson, Svea Herbst-Bayliss, Eric Beech))