Trump wirft US-Geheimdiensten Nazi-Methoden vor

Donald Trump vor Journalisten in Washington
Donald Trump vor Journalisten in WashingtonAFP
  • Drucken

Die erste Pressekonferenz des künftigen US-Präsidenten seit einem halben Jahr wurde eine laute Veranstaltung, bei dem Trump die "Russland-Affäre" dementierte - und sich auf die eigenen Behörden einschoss.

Mit Spannung war sie erwartet worden, die erste Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten Donald Trump am Mittwoch in Washington. Er wird in wenigen Tagen das Amt von Barack Obama übernehmen. Die Pressekonferenz war die erste solche Veranstaltung seit gut einem halben Jahr, Trump (70) ist nicht eben für eine herzliche Beziehung zu den (meisten) Medien bekannt, was - zugegebenermaßen - häufig auch auf die umgekehrte Richtung zutrifft: So kam es bald durchaus zu Redegefechten zwischen Trump und einzelnen Reportern, unter anderem mit einem Vertreter von CNN, der in forderndem Ton verlangt hatte, eine Frage anbringen zu dürfen. Trump sagte, nein, er dürfe das nicht, und warf dem Journalisten "fake news" - Fehlinformationen - vor.

Trump sprach, da waren sich die meisten Beobachter einig, vor allem in der ersten Hälfte der Veranstaltung in eher unstrukturierten, unklaren und inhaltsarmen Worten, ließ konkrete Pläne und die Angabe von Absichten meist aus und verbrachte viel Zeit damit, seine Mitarbeiter bis hin zu den Ministern zu loben und "großartig" zu nennen, sie hätten "viel Talent". "Ich bin sehr stolz auf das Kabinett", sagte er, und der Antritt seiner Präsidentschaft werde "ein großer Tag" sein. Das Amt des US-Präsidenten sei das "Beste, das Gott je geschaffen hat".

"Großartige Generäle und Admiräle"

Er begann, von Erfolgen bei der Rückverlagerung amerikanischer Autoproduktion in die USA bzw. der Neuansiedlung fremder Firmen zu sprechen. Er wechselte jäh zum Thema der eklatanten Kostenüberschreitung beim F-35-"Lightning II"-Kampfflugzeugprogramm, weswegen er "große und tolle Gespräche mit großartigen Generälen und Admirälen geführt habe". Mit was für einem Resultat, sagte er nicht.

Schon bald schoss sich der künftige US-Präsident auf die Geheimdienste seines eigenen Landes ein. "Es ist schändlich, schändlich, dass die Geheimdienste es zugelassen haben, dass unwahre und gefälschte Informationen nach draußen gelangen", sagte Trump. "Das ist etwas, was Nazi-Deutschland getan hätte." Dabei bezog er sich auf ein Geheimdossier über seine angeblichen Verstrickungen und Fehltritte in Russland inklusive sexueller Affären, das Moskau angelegt haben soll, um ihn erpressen zu können.

An der Stichhaltigkeit der Beschuldigungen äußerten auch unabhängige Beobachter Zweifel. Russland dementierte am Mittwoch ebenfalls energisch und sprach von einem Versuch, die Beziehungen zwischen beiden Staaten zu beschädigen. Auch Trumps Pressesprecher hatte die Konferenz mit einem Rundumschlag gegen die anwesenden Medien begonnen, im Zuge dessen er "linksgerichteten Medienkreisen" vor allem im Internet vorwarf, Lügen und falsche Behauptungen bezüglich der "Russland-Affäre" zu streuen.

"Es ist ein Asset, wenn Putin mich mag"

Über Gerüchte, Russland habe sich in US-Geheimdienste, Wahlbehörden und Parteicomputersysteme gehackt, reagierte Trump massiv ablehnend, er dürfe auch aus Geheimhaltungsgründen nicht darüber reden. "Kranke Leute" steckten dahinter und vielleicht auch solche aus Russland, aber es gebe auch "andere Verdächtige", worauf er China erwähnte.

"Wir werden sehen, was ich für ein Verhältnis zu Russland haben werde", sagte er. Es sei nicht sicher, wie das aussehen werde. Er hoffe, dass er mit Präsident Wladimir Putin auskommen werde, aber das könne auch nicht so sein. Das aber seinerseits Putin offenbar ihn, Trump, möge, betrachte er "als Vorteil, nicht als Belastung". Er selbst habe jedenfalls ein gutes Verhältnis zu Putin, und: "Es ist ein Asset, wenn Putin mich mag."

Das Problem aber sei, dass Russland natürlich, jeder wisse das, massiv "verwanzt" sei, in jedem Hotelzimmer dort gebe es Kameras, die so klein seien, dass man sie nicht finden könne - "und wollen sie, dass Bilder von ihnen in den russischen Abendnachrichten aufscheinen?" Jedenfalls mache er derzeit, und auch seit längerer Zeit, keine Geschäfte in Russland, es gebe also insgesamt nichts, weshalb man ihn dort erpressen könnte.

Trump gibt Firma an seine Söhne ab

Es werde auch keine Unvereinbarkeiten zwischen seinem Amt als Präsident und seiner Tätigkeit im Immobilienunternehmen "Trump Corporation" geben. Vielmehr würden seine zwei ältesten Söhne Donald und Eric fortan die Geschäfte führen. Sheri Dillon, eine von Trumps Anwälten, wies bei einem jähen zwischenzeitlichen Auftritt in umständlichen juristischen Satzdrechseleien darauf hin, dass sich Trump von seinen Geschäftsinteressen "komplett isolieren" werde. So etwas habe bei Nelson Rockefeller aus dem gleichnamigen Unternehmerclan, Vizepräsident von 1974 bis 1977 unter Gerald Ford, juristisch ja auch funktioniert.

Das Unternehmen werde fortan von den Söhnen als Trust geführt und sich Geschäften mit Auslandsbezug enthalten.

"Obamacare soll implodieren"

Im Übrigen sei die Gesundheitsreform von Obama, "Obamacare", "großartig gescheitert" und man solle sie am besten "implodieren" lassen. Dafür werde er zeigen, wie man im Inland wieder Jobs schaffe, in North Carolina und South Carolina, Michigan oder Maryland. Die berühmte "Mauer" gegen Mexiko werde gebaut, und man werde sicher nicht ein oder eineinhalb Jahre zuwarten damit. Ja, er möge die Regierung Mexikos und die Leute dort, Mexiko sei großartig. Doch werde man den illegalen Zustrom von dort nicht mehr dulden. Mexiko werde für die Mauer auch zahlen, wenngleich Trump sagte, die USA würden das Land auf welche Weise auch immer dafür entschädigen.

(red./Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-Vizepräsident Joe Biden (li.) zu Gast beim ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in Kiew.
Außenpolitik

Russland-Sanktionen? Für Biden eine Frage der Ukraine

Ein letztes Mal besuchte US-Vizepräsident Joe Biden in diesem Amt die Ukraine. Die Entwicklungen im Donbass seien wesentlich für die US-russische Beziehung.
US-POLITICS-TRUMP-PRESSER
Außenpolitik

Trumps Ankläger auf der Flucht

Der frühere britische Spion Christopher Steele stellte für politische Gegner des neuen Präsidenten ein brisantes Russland-Dossier zusammen. Nun ist er aus Todesangst untergetaucht.
US-SENATE-CONFIRMATION-HEARING-HELD-FOR-REX-TILLERSON-TO-BECOME-
Außenpolitik

Tillerson zum Teil auf Distanz zu neuem Chef

In zentralen Fragen setzt der Außenminister andere Akzente.
Trump
Außenpolitik

Gaben Gegner aus den USA pikantes Trump-Dossier in Auftrag?

Hinter dem Dossier, das angebliche sexuelle Eskapaden des künftigen US-Präsidenten dokumentiert, steckt offenbar ein früherer britischer Agent.
Tillerson hat als Ölindustrieller Kontakte nach Moskau.
Außenpolitik

Künftiger US-Außenminister will US-Führungsrolle weiter behaupten

Tillerson widersprach Trump bei seiner Anhörung im US-Senat in vielen Punkten. Er kritisierte Russland und will die USA weiter beim Klimawandel mitreden lassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.