Stichwahl: „Schlacht um Rumänien beginnt“

(c) EPA (Robert Ghement)
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Nach dem Patt im ersten Wahlgang kämpfen Amtsinhaber Basescu und Herausforderer Geoana am 6. Dezember um das Präsidentenamt. Beide Kandidaten geben sich zuversichtlich.

Bukarest. Einträchtig übten sich die beiden verbliebenen Kontrahenten im Rennen um Rumäniens Präsidentensessel in Siegespose. Dies sei eine „wunderbare Nacht“, erklärte der sozialdemokratische Oppositionschef Mircea Geoana unter dem Jubel seiner Anhänger nach dem ersten Wahlgang am Sonntag. Er wolle das Land „nach fünf Jahren der Skandale“ endlich einigen, so der frühere Außenminister, der bis zur Stichwahl am 6.Dezember noch „härtere“ Anstrengungen ankündigte: „Zusammen können wir die Krise besiegen.“

Um nicht minder strahlende Zuversicht mühte sich nach seinem Etappensieg indes auch Rivale Traian Basescu. Mit 32,7 Prozent der Stimmen und knapp zweieinhalb Prozent Vorsprung auf Herausforderer Geoana hatte der bürgerliche Amtsinhaber die erste Wahlrunde für sich entschieden.

Er habe „größten Grund zur Freude und Zufriedenheit“, versicherte der frühere Kapitän nach dem von gegenseitigen Fälschungsvorwürfen überschatteten Urnengang: Gemeinsam habe das bürgerliche Lager weit über 50 Prozent erzielt.

Doch obwohl auch für den aus dem Rennen gepurzelten Parteichef der Nationalliberalen, Crin Antonescu, knapp 21 Prozent der Wähler stimmten, kann sich Basescu seiner Wiederwahl keineswegs sicher sein.

Liberaldemokraten „isoliert“

Bei der letzten Wahl 2004 hatte Basescu noch ein Bündnis der ihm nahestehenden Liberaldemokraten mit den Nationalliberalen zum damaligen Wahlsieg verholfen. Doch hatte sich der streitbare Präsident mit den Partnern bald hoffnungslos überworfen. Seinen verbissenen Machtkampf mit dem nationalliberalen Expremier Calin Popescu haben ihm die Nationalliberalen nie verziehen.

Am Tag nach der Wahl sprach Verlierer Antonescu denn auch Klartext. Eine Zusammenarbeit mit Basescu komme nicht infrage, so der Chef der Nationalliberalen. Der Präsident sei ein „populistischer Kandidat“, „die größte Gefahr für Rumänien, eine zweite Amtszeit wäre fatal“. Eine Unterstützung für den Sozialdemokraten Geoana macht Antonescu wiederum vom Festhalten an dem von der Opposition gemeinsam nominierten Premiersanwärter abhängig – dem deutschstämmigen Klaus Johannis, parteiloser Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt).

In Rumäniens politischer Arena seien Basescu und seine Liberaldemokraten derzeit „isoliert“, erklärt der Bukarester Analytiker Christian Pirvulescu, der den Ausgang der Stichwahl dennoch als „sehr schwer vorhersehbar“ bezeichnet: „Es ist ein sehr harter Wahlkampf, bei dem fast täglich neue Skandale ausgegraben werden.“ Dem Präsidenten könnte es wie seinen Vorgängern Ion Iliescu und Adrian Nastase bei ihren missglückten Wiederwahlversuchen 1996 und 2004 ergehen, glaubt der Soziologieprofessor Mircea Kivu: Beide Sozialdemokraten waren in den Umfragen vorn gelegen – und hatten in der Stichwahl doch verloren.

Ramponierter Saubermann

Mit dem Amtsbonus und seinem – allerdings etwas ramponierten – Image als Saubermann zieht Basescu in die Stichwahl: Seinen Kontrahenten bezichtigt er, Handlanger undurchsichtiger Oligarchen und der korrupten sozialdemokratischen Nomenklatura zu sein.

Die anhaltende Wirtschafts- und Regierungskrise, die Überschreitung der Kompetenzen, Vetternwirtschaft und einen polarisierenden Führungsstil lastet wiederum Herausforderer Geoana dem Amtsinhaber an. Die heimische Presse rechnet mit einer Verschärfung gegenseitiger Attacken: „Basescu gegen Geoana – die Schlacht um Rumänien“, titelte gestern die Tageszeitung „Gandul“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2009)

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