Großbritannien: Irak-Untersuchung hat begonnen

Protest gegen den Irak-Einsatz in London
Protest gegen den Irak-Einsatz in London(c) EPA (Andy Rain)
  • Drucken

Eine unabhängige Kommission hat am Dienstag mit Anhörungen zum britischen Einsatz im Irak begonnen. "Wir werden uns nicht scheuen, Kritik zu üben", verspricht der Vorsitzende der Kommission.

Mehr als sechseinhalb Jahre nach dem Beginn des Irak-Kriegs hat in London eine Untersuchung zur Rolle Großbritanniens bei dem Einsatz begonnen. Interne Dokumente enthüllten eben erst haarsträubende Pannen. Am Dienstag wurden erste Zeugen angehört.

Zu Beginn der Sitzung legte die von Regierungschef Gordon Brown eingesetzte Untersuchungskommission im Gedenken an die in dem Konflikt Getöteten eine Schweigeminute ein. In den kommenden Monaten sollen Dutzende der damals Verantwortlichen befragt werden, darunter Ex-Premier Tony Blair, Militärangehörige und führende Geheimdienstmitglieder. Auch ehemalige Mitarbeiter des Weißen Hauses sollen aussagen.

Blair als prominentester Zeuge soll Anfang kommenden Jahres dazu befragt werden, ob er den Plan des damaligen US-Präsidenten George W. Bush für eine Invasion im Irak bereits ein Jahr vor der Zustimmung durch das Parlament 2003 unterstützte. "Wir wollen die Beweise prüfen", sagte der Kommissionsvorsitzende John Chilcot. Das Gremium soll Empfehlungen aussprechen, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Untersucht werden sollen vor allem die Begründung des Krieges, die Planung der Invasion und die Vorbereitung des Wiederaufbaus.

"Niemand steht vor Gericht"

Chilcot betonte bei der Eröffnung, es handle sich um Anhörungen, niemand stehe vor Gericht. Er und seine Kollegen seien aber zu Gründlichkeit, Neutralität und Fairness entschlossen. Die Kommission könne nicht über Schuld und Unschuld entscheiden - dies könne nur ein Gericht. "Aber ich versichere, dass wir uns im Abschlussbericht nicht scheuen werden, Kritik zu üben - ganz gleich, ob an Institutionen, Vorgängen oder Individuen - wo sie gefragt ist", sagte Chilcot.

Die Anhörungen könnten nach derzeitigem Stand rund ein Jahr dauern. Sie können per livestream mitverfolgt werden.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.