UNO: Minarett-Verbot ist "klar diskriminierend"

Schweizer Minarett-Verbot
Schweizer Minarett-Verbot (c) EPA (URS FLUEELER)
  • Drucken

Die UNO verurteilt das Schweizer Minarettverbot als "alarmierende ausländerfeindliche Kampagne" und warnt: Die Schweiz läuft Gefahr, mit internationalen Verpflichtungen in Konflikt zu geraten.

Die UNO kritisiert den Entscheid des Schweizer Stimmvolks, Minarette im Land zu verbieten, scharf. Das Verbot sei "klar diskriminierend", teilte die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, am Dienstag mit.

Pillay sagte in Genf, die Behauptungen, wonach sich die Initiative nicht gegen den Islam oder Muslime gerichtet habe oder dass das Verbot die Integration fördere, seien unhaltbar, wenn nur eine Religion betroffen sei. Die UN-Menschenrechtskommissarin zeigte sich traurig darüber, dass die Schweizer Bevölkerung die fundamentalen Menschenrechte missachte.

"Auf Fremdenhass oder Intoleranz basierende Politik ist extrem beunruhigend, wo immer sie passiert", wurde Pillay zitiert. Manchmal ziele sie auf Anhänger einer bestimmten Religion und manchmal auf Menschen einer anderen Rasse oder eines anderen ethnischen Ursprungs. Dies sei zerfressend und ab einem bestimmten Punkt auch gesellschaftsspaltend und gefährlich.

Alarmierend und ausländerfeindlich

Sie zögere, wenn es darum gehe, demokratische Entscheide zu verurteilen, sagte Pillay. "Aber ich habe keine Bedenken, alarmierende ausländerfeindliche politische Kampagnen zu verurteilen, die in gewissen Ländern durchgeführt werden, darunter in der Schweiz, und die dazu führen, solche Resultate zu schaffen."

Der Entscheid sei "ganz schlecht" für die Schweiz. Die Schweiz laufe Gefahr, sich in Konflikt mit ihren internationalen Verpflichtungen zu bringen. Die Schweizer Bevölkerung missachte die grundlegenden Menschenrechte und es stelle sich die Frage, ob Entscheidungen über solche Rechte dem Volk überlassen werden sollten.

UN-Aktivitäten infrage gestellt

Der schwedische Außenminister Carl Bildt warnte die Schweiz, dass UN-Aktivitäten nach dem Minarett-Verbot infrage gestellt werden könnten. In seinem Internet-Blog schrieb Bildt am Dienstag: "Es können innerhalb der Vereinten Nationen sehr wohl Fragen zu Treffen und anderen Aktivitäten ausgerechnet in der Schweiz gestellt werden."

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Religion

Eser Akbaba: „Also ich persönlich brauche kein Minarett“

ORF-Moderatorin Eser Akbaba im Gespräch mit der "Presse" über Ausländerfeindlichkeit unter Ausländern, Straches kluge Strategien, laszive Jung-Türken und Selbstironie unter Migranten.
Anti-Minarett-Plakat
Außenpolitik

Weitere Klagen gegen Schweizer Minarettverbot

Vier muslimische Organisationen wenden sich an den Europöischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die Richter sollen die Vereinbarkeit des Minarettverbots mit der Menschenrechtskonvention prüfen.
Ansicht des Minaretts der Moschee in Rendsburg, Schleswig-Holstein, fotografiert am Dienstag, 1. Deze
Religion

Minarette: Tiroler FPÖ fordert Bauverbot

Die Tiroler FPÖ will noch im Dezember einen Antrag im Landtag für ein Minarett-Verbot einbringen. Nach Vorarlberger und Kärntner Vorbild will die Tiroler Blauen mit der "Erhaltung des Ortsbildcharakters" argumentieren.
Politik

"Minarett passt kulturell nicht in unser Landschaftsbild"

livechat Nachlese des Streit-Chats: FP-Chef Heinz-Christian Strache und der Integrationsbeauftragte der islamischen Glaubensgemeinschaft, Omar al-Rawi über Gotteshäuser und Fehlentwicklungen bzw. Ängste bei der Integration.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.