Anschlag auf US-Flugzeug vereitelt: Spurensuche in London

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Passagiere und die Crew einer Delta-Maschine überwältigten einen Nigerianer, der an Bord einen Sprengkörper zünden wollte. Der 23-jährige Attentäter war angeblich Student an einer Londoner Universität, er hatte ein gültiges US-Visum.

In den USA ist ein Terroranschlag vereitelt worden. Ein Nigerianer hat versucht, einen Sprengkörper 20 Minuten vor der Landung des Delta-Airlines-Fluges 253 in Detroit zu zünden. Der Mann - er soll in Verbindung zur islamischen Extremisten-Organisation al-Qaida stehen - konnte von Passagieren und der Crew überwältigt werden. Die Maschine, ein mit 289 Personen besetzter Airbus A330, war aus Amsterdam gekommen und konnte sicher im US-Bundesstaat Michigan landen.

Der Nigerianer hatte den Sprengsatz nach eigenen Angaben an seinem Bein befestigt. Wie US-Medien unter Berufung auf Ermittler berichteten, sagte der 23-Jährige bei seiner Vernehmung aus, er habe das am Bein festgeklebte Pulver mit Hilfe einer mit Chemikalien gefüllten Spritze zur Explosion bringen wollen. Dabei geriet jedoch offensichtlich seine Kleidung in Brand. "Erst gab es einen Knall. Alle waren ein bisschen erschrocken. Doch als wir uns umschauten, konnten wir zunächst nichts entdecken", sagte ein Passagier aus Ohio dem US-Sender CNN.

An Bord des Flugzeuges sei das Warnlicht für Feuer angegangen. Eine junge Frau sagte dem TV-Sender, ein junger Mann habe sich geistesgegenwärtig auf den Nigerianer geworfen, als dieser die "pulvrige Substanz" in Brand setzen wollte. Er habe den Mann innerhalb von Sekunden überwältigt. "Es ging alles ganz schnell", sagte die junge Frau. Angeblich wehrte sich der mutmaßliche Terrorist nicht. "Er schien völlig verblüfft", sagte ein Augenzeuge.

Zwei Passagiere leicht verletzt

Die Fluggesellschaft Delta, teilte mit, dass zwei Passagiere leichte Verletzungen davongetragen hätten. Der mutmaßliche Täter befinde sich in Haft und werde derzeit wegen Verbrennungen zweiten und dritten Grades behandelt, hieß es weiter. Zeitweise habe Angst und Panik unter den Passagieren geherrscht.

Über die Hintergründe der Tat kursierten in amerikanischen Medien verschiedene Versionen: Der Nigerianer sagte laut "Wall Street Journal" den Ermittlern, er habe den Sprengstoff im Jemen erhalten, ebenso wie genaue Anweisungen zu seinem Einsatz. Der 23-Jährige soll weiter angegeben haben, im Auftrag von al-Qaida gehandelt zu haben. Der Sender NBC meldete dagegen, der Täter habe im Verhör behauptet, den Anschlag ohne Hintermänner geplant zu haben. Auch Vertreter der US-Terrorabwehr vermuteten, er könnte die Tat allein begangen haben.

US-Behörden gaben Grünes Licht

Nach Angaben der niederländischen Anti-Terror-Behörde NCTB verfügte der Nigerianer über ein gültiges Visum für die USA. Der 23-Jährige sei von Lagos nach Amsterdam geflogen und habe dort einen Anschlussflug nach Detroit genommen, teilte die Behörde mit. Nach ersten Ermittlungen habe die Fluglinie vor dem Abflug in Amsterdam-Schiphol vorschriftsmäßig eine Liste mit den Angaben der Passagieren an die US-Behörden weitergeleitet und daraufhin von diesen die Erlaubnis zum Start erhalten. Laut NCTB erfolgte am Flughafen Amsterdam-Schiphol zudem eine Sicherheitskontrolle, die "nach ersten Ermittlungen den Vorschriften entsprechend durchgeführt wurde".

Student in London?

Die britischen Behörden gingen indes den Spuren des Täters in London nach. Der Nigerianer soll zwischen 2005 und 2008 am University College London Maschinenbau studiert haben. Scotland Yard befragte Personen aus dem Umfeld des Verdächtigen und durchsuchte mehrere Häuser, darunter auch die Wohnung, in der er während des Studiums lebte. Premierminister Gordon Brown sprach von einer "ernsthaften möglichen Bedrohung" und wolle weitere Maßnahmen ergreifen, falls dies erforderlich sei.

Strengere Sicherheitsvorschriften

Nach der Landung des Fluges 253 wurde das gesamte Gepäck der Passagiere nochmals kontrolliert, wie die US-Behörde TSA mitteilte. Der Nigerianer hatte lediglich Handgepäck bei sich. US-Präsident Barack Obama war über den Vorfall informiert worden. Er ordnete erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für Flugreisen an. Fluggäste müssten sich auf "zusätzliche Überprüfungsmaßnahmen" einstellen, um die Sicherheit auf nationalen und internationalen Flügen zu gewährleisten, erklärte das Heimatschutzministerium.

(Ag)

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