Für Westergaard gehören Drohungen zum Alltag

(c) EPA (Preben Hupfeld)
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Westergaard sieht seine Mohammed-Zeichnung als "Beitrag zur Verteidigung der Meinungsfreiheit".

Für Kurt Westergaard hat sich vor gut vier Jahren das Leben dramatisch verändert. Damals hat er den Propheten Mohammed mit gezündeter Bombe im Turban gezeichnet. Seine Meinung geändert hat der heute 74-Jährige seitdem nicht. "Ich bin zu alt und starrköpfig, um mich noch zu beugen", sagte er einmal. "Fanatiker haben mich bedroht und zum Tode verurteilt, nur weil ich meine Arbeit getan und dänische Grundwerte verteidigt habe."

Auf Fragen nach dem Hintergrund für seine und elf weitere Mohammed-Karikaturen in der Zeitung "Jyllands-Posten" antwortet Westergaard mit klaren Worten: "Es muss wohl richtig sein, dass man eine der fürchterlichsten Bedrohungen auf der Welt kommentiert." Terroristen würden "nun einmal ihre Munition vom Islam bekommen".

Dass sein Kommentar mit der Bombe und einem islamischen Glaubensbekenntnis auf dem Turban Muslime in aller Welt auf die Straße gebracht hat, könne er nicht als eigene Verantwortung akzeptieren: "Der Zusammenstoß zwischen beiden Kulturen wäre auf jeden Fall gekommen. Unsere materiell überlegene westliche Welt wird ihn gewinnen."

Solche Überlegungen hat Westergaard allerdings erst nachträglich angestellt. Als die betont islamkritische Zeitung "Jyllands-Posten" 2005 bei ihm wie bei anderen Zeichnern anfragte, ob er nicht den im Islam mit einem Abbildungsverbot versehenen Mohammed nach eigenen Vorstellungen porträtieren wolle, war das für ihn "einfach ein Auftrag wie jeder andere": "Ich hab es dann so angelegt, dass es in Dänemark funktionieren sollte."

Funktioniert hat in Dänemark schon seit den 90er Jahren ein rauer Grundton gegen die "Fremden", wie Zuwanderer umgangssprachlich genannt werden. Die Regierung hat eine betont harte Ausländerpolitik zu ihrem "Markenzeichen" gemacht. Westergaard sieht seine Mohammed-Zeichnung als "Beitrag zur Verteidigung der Meinungsfreiheit", und sagt dies überall, auch auf dem Parteitag der rechtspopulistischen Volkspartei DVP.

Der persönliche Preis dafür ist hoch. Im Fernsehen musste sich der Karikaturist fragen lassen, ob er sich mitverantwortlich fühle für den Tod von 150 Menschen bei den Protesten gegen seine und die anderen Karikaturen. Das tue er nicht, und er bereue auch nichts, antwortete er. Auf sein Leben mit Umzügen zwischen wechselnden Geheimwohnungen im In- und Ausland habe sich eine "trübgraue Depression" als Grundstimmung gelegt. "Diese Sache wird mich bis an mein Lebensende verfolgen, das ist klar." Doch mit dem Angriff in seiner Wohnung am Neujahrstag hat die Bedrohung eine neue Dimension erreicht.

(Ag.)

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