Tschechiens Topolanek regt mit homophoben Sagern auf

Tschechiens Topolanek regt mit homophoben Sagern auf
Tschechiens Topolanek regt mit homophoben Sagern aufTschechischer Konservativen-Chef Mirek Topolanek (c) EPA (Srdjan Suki)
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Der Chef der tschechischen Konservativen rutscht verbal aus, tätigt antisemitische und homophobe Aussagen über seine Kollegen. "Alles nur eine Missverständnis", verteidigt sich Mirek Topolanek.

Ein Nachspiel haben die an die Kirche gerichteten kontroversen Aussagen Mirek Topolaneks. Er ist Chef der tschechischen konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) und deren Spitzenkandidat für die Parlamentswahlen im Mai. Nach Medienberichten vom heutigen Montag stellte sich heraus, dass Topolanek, der den Kirchen "Verdummung der Leute" und "totales Brainwashing" vorgeworfen hatte, sich auch über Homosexuelle und Juden auf höchst umstrittene Weise geäußert hatte. In diesem Zusammenhang erwähnte er die Namen des Verkehrsminister Gustav Slamecka und des Premiers Jan Fischer.

"Fischer ist Jude, kein Homosexueller"

In einem informellem Gespräch mit den Redakteuren einer Homosexuellen-Zeitschrift, der er zuvor ein Interview gegeben hatte, sagte Topolanek in Beantwortung der Frage, wie er einen Homosexuellen charakterisieren würde: "Was soll ich sagen? Bei Gustav Slamecka als Minister, wenn es wirklich hart auf hart kommt, habe ich das Gefühl, dass er ausweicht. Und Fischer ist Jude, kein Homosexueller - der weicht noch früher aus. Das hängt aber nicht damit zusammen, dass er (Slamecka) Homosexueller ist, sondern mit seinem Charakter".

Laut Tageszeitung "Pravo" wollte Topolanek offenbar sagen, dass es nicht darauf ankomme, ob jemand Homosexueller oder Jude sei, sondern auf seinem Charakter. "Dies ist ihm aber nicht besonders gelungen", kommentierte das Blatt. Die Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" schrieb über "Flegelei". "Topolanek tötet die ODS. Seine Zeit in der Politik geht geht dem Ende zu", so das Blatt.

"Beleidigend, dumm und abwegig"

Obwohl sich Topolanek unterdessen öffentlich entschuldigte, reagierte Fischer sehr kritisch. Der Premier bezeichnete die Aussagen Topolaneks "diplomatisch gesagt als beleidigend, dumm und abwegig". Von der Entschuldigung wisse er, allerdings sei es "nicht seine Aufgabe, Mirek Topolanek zu beurteilen oder ihm Absolution zu geben". "Ich werde meine weitere Kommunikation mit ihm auf das notwendige Arbeitsminimum beschränken", so der Regierungschef.

Slamecka hingegen sagte, dass Topolaneks Worte ihn (Slamecka) "auf keine Weise getroffen" hätten. "Ich kenne die Auffassungen von Mirek Topolanek und ich weiß, dass sie weder antisemitisch noch homophob sind", so der Verkehrsminister, der von der ODS in die Regierung nominiert worden war.

Wirbel vor der Wahl

Zwei Monate vor den Parlamentswahlen sorgte jedoch die Affäre für Aufregung in der politischen Szene. Während die Parteikollegen Topolaneks über eine "unglückliche und misslungene Äußerung" reden, forderten ihn die Sozialdemokraten (CSSD) zum Rücktritt auf. "Topolanek sollte das öffentliche Leben verlassen, sonst wird man sich für seine Aussagen nicht nur im Inland sondern auch im Ausland entschuldigen müssen", reagierte CSSD-Chef Jiri Paroubek.

Topolanek betonte in seiner Entschuldigung, seine Aussagen seien "aus dem Kontext gerissen" worden, der Redakteur des Homosexuellenblattes habe sie "missbraucht", obwohl es sich um ein Privatgespräch gehandelt habe. "Ich entschuldige mich bei allen stellvertretend für die Initiatoren dieser böswilligen Attacke sowie für meinen bekannten Vorwitz", betonte der ODS-Chef.

(Ag.)

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