Kriegsverbrechen: Massengrab in Südserbien entdeckt

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In dem Grab nahe der Grenze zum Kosovo sollen rund 250 Kosovo-Albaner begraben sein. Es dürfte in Serbien noch mindestens zwei unerforschte Massengräber geben.

BELGRAd. In Südserbien ist erneut ein Massengrab aus der Zeit des Kosovo-Kriegs von 1999 entdeckt worden. Wie der in Serbien für Kriegsverbrechen zuständige Staatsanwalt, Vladimir Vukcević, am Montag mitteilte, handelt es sich bei den rund 250 verscharrten Leichen des in der Nähe von Raška auch mithilfe von Ermittlern der EU-Justizmission Eulex aufgespürten Grabes vermutlich um Kosovo-Albaner.

Wer sie ermorden und verscharren ließ, könne noch nicht gesagt werden, doch werde mit den Ausgrabungsarbeiten und den Ermittlungen so rasch wie möglich begonnen: „Dies ist unsere Pflicht gegenüber den Opfern und ihren Familien.“

1800 Vermisste seit Kosovo-Krieg

Serbische Milizen und Spezialeinheiten hatten während des Kosovo-Kriegs Hunderte von Leichen von Kosovo-Albanern nach Südserbien geschafft und dort verscharrt. Umgekehrt hegt Serbien den Verdacht, dass serbische Zivilisten während des Kriegs von UÇK-Milizen nach Albanien verschleppt und dort zum Zweck des Organhandels ermordet wurden. 1800 Menschen gelten seit dem Kosovo-Krieg noch als vermisst, mehr als zwei Drittel davon Kosovo-Albaner.

Laut serbischen Angaben wurden bisher sechs Massengräber mit ermordeten Kosovo-Albanern aufgespürt. Die schonungslose Aufdeckung aller während der Jugoslawien-Kriege begangenen Verbrechen sei der „beste Weg zur Aussöhnung in dieser Region“, so Staatsanwalt Vukcević. In Prishtina ist die erneute Aufspürung eines Massengrabes im früheren Mutterland auf positive Resonanz gestoßen. Kosovos Vizepremier Ram Manaj sagte, die Aufdeckung des Grabes zeige Serbiens Bereitschaft, die Wahrheit über das Schicksal von Vermissten zu erhellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2010)

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