Philippinen: Präsidentensohn wird Präsident

Philippinen Praesidentensohn wird Praesident
Philippinen Praesidentensohn wird Praesident(c) AP (Bullit Marquez)
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Benigno Aquino tritt das beachtliche politische Erbe seiner Eltern an. Die Erwartungen an den voraussichtlichen Wahlsieger sind hoch. Die Probleme des Landes sind enorm.

Manila. Die Anhänger des philippinischen Präsidentschaftskandidaten Benigno Aquino, 50, sind in Feierstimmung: Ihr Kandidat liegt nach Auszählung der Hälfte der geschätzt 37,5 Millionen abgegebenen Stimmen mit 40 Prozent klar vorne und dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit der nächste Präsident der Philippinen werden. Sein stärkster Herausforderer, der ehemalige Schauspieler und Ex-Präsident Joseph Estrada, kommt demnach auf nur etwa 25 Prozent der Stimmen. Die Erwartungen an den voraussichtlichen Wahlsieger sind hoch, denn er tritt ein beachtliches politisches Erbe an: Aquinos Vater, ein hochangesehener Demokratieführer, wurde 1983 bei einem Attentat ermordet. Seine Mutter Corazon „Cory“ Aquino führte daraufhin gewaltlose Proteste an, an deren Ende im Jahr 1986 der Diktator Ferdinand Marcos stürzte.

Corazon Aquino wurde Präsidentin und musste sich während ihrer sechs Jahre im Amt gegen mehrere Putschversuche rechtsgerichteter Militärs erwehren. Der schwierigste Teil beginnt für den wahrscheinlichen Wahlsieger Aquino erst jetzt: Er muss seinen politischen Kurs für die kommenden Jahre festlegen.

Keiner der Kandidaten für das Amt des Präsidenten hat sich in den vergangenen Wochen durch ein klares politisches Programm hervorgetan. Stattdessen haben die drei Spitzenreiter, wie auf den Philippinen üblich, stark personalisierte Wahlkämpfe geführt. Aquinos Slogan lautete lediglich, er wolle für eine „saubere“ und „ehrliche“ Politik eintreten. Dabei sind die Probleme des Landes enorm. Mafiös organisierte Familienclans, von denen viele Privatarmeen unterhalten, kontrollieren große Teile des Landes. Im Süden tobt weiterhin eine schwere Auseinandersetzung mit muslimischen Separatisten.

Epidemische Korruption

Korruption, Vettern- und Misswirtschaft haben in vielen Gegenden epidemische Ausmaße erreicht. Zwar hat das Land den weltweiten Abschwung relativ unbeschadet überstanden, auch dank der neun Millionen Filipinos, die im Ausland leben und arbeiten und alleine im vergangenen Jahr mehr als 17Milliarden US-Dollar nach Hause überwiesen haben. Jedoch sind die langfristigen Aussichten für die Wirtschaft schlecht. Zwei von fünf Menschen müssen in dem 92-Millionen-Einwohner-Land bis heute mit weniger als zwei US-Dollar am Tag auskommen.

Doch schon der normale politische Alltag dürfte den designierten Präsidenten rasch vereinnahmen. Zwar hat Aquino dafür geworben, im Fall eines Wahlsieges Ermittlungen gegen seine Vorgängerin Gloria Arroyo wegen Korruptionsvorwürfen voranzutreiben. Doch Arroyo verfügt immer noch über eine große Zahl an Anhängern im einflussreichen Senat. Diese könnten Aquinos Arbeit im Gegenzug massiv torpedieren.

Auch kann sich Aquino nicht darauf verlassen, dass sein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Manuel Roxas II., die Wahl gewinnen wird. Erste Auszählungen legen nahe, dass der Kandidat von Aquinos stärkstem Gegner Joseph Estrada dieses Amt übernehmen wird. Auch haben offenbar viele von Aquinos Kandidaten für den Kongress und den Senat Schwierigkeiten, ihre Posten zu gewinnen. „Daher könnte schon sehr bald der designierte „ehrliche Präsident“ der Philippinen von der komplexen politischen Wirklichkeit seines Landes eingeholt werden.

Im Sucher: Benigno Aquino, Seite 31

AUF EINEN BLICK

Klarer Sieg Aquinos
Bei der Präsidentenwahl auf den Philippinen kam Benigno Aquino nach Auszählung von gut 80Prozent der Stimmen auf einen Anteil von mehr als 40 Prozent. Deutlich dahinter liegt Ex-Präsident Joseph Estrada mit rund 25Prozent. Geschäftsmann Manuel Villar liegt auf dem dritten Platz und räumte seine Niederlage bereits ein. Nach dem philippinischen Wahlrecht ist derjenige gewählt, der die meisten Stimmen erhält.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2010)

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