UNO verurteilt Gewalt bei israelischer Militäraktion

Schwere Vorwuerfe gegen Israel
Schwere Vorwuerfe gegen Israel(c) Reuters (REUTERS TV)
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Der Sicherheitsrat fordert eine sofortige Untersuchung des Sturms auf die Gaza-Hilfsflotte und die Freilassung festgenommener Zivilisten. Bei der Dringlichkeitssitzung in New York hagelte es Kritik an Israel. Mit Video.

Der UNO-Sicherheitsrat hat Gewalt im Zusammenhang mit der israelischen Militäraktion gegen eine Flotille mit Hilfsgütern für den Gazastreifen verurteilt. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen erklärte nach zehnstündigen Beratungen am Dienstag in New York, es verurteile die Handlungen, die zum Tod von Zivilisten geführt hätten.

Zugleich forderte der Rat die sofortige Freigabe der von Israel aufgebrachten Schiffe und die Freilassung festgenommener Zivilpersonen - mehr als 600 sind noch in Haft. Außerdem verlangte der UNO-Sicherheitsrat eine sofortige, unparteiische, glaubwürdige und transparente Untersuchung des Zwischenfalls.

Erstürmung der "Mavi Marmara"

Armee-Videomaterial von der Erstürmung des Schiffs. Einblendungen und Markierungen wurden von der israelischen Armee erstellt.

Türkei: "Banditentum und Piraterie"

Bei der Dringlichkeitssitzung, die auf Antrag der Türkei einberufen wurde, hagelte es Kritik an Israel. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bezichtigte Israel eines "schweren Verbrechens". Es gebe keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung für die Tat, sagte Davutoglu. Die Erstürmung des türkischen Schiffs "Mavi Marmara" komme "Banditentum und Piraterie" gleich, der Militäreinsatz sei "staatlich begangener Mord".

Die USA erklärten sich "tief besorgt" über die Entwicklung, übten aber auch Zweifel an dem Vorgehen der Aktivisten. Es gebe bessere Wege, als humanitäre Güter an der Gazaküste anzuliefern, sagte der stellvertretende US-Botschafter Alejandro Wolff.

Großbritannien: Blockade muss beendet werden

Großbritannien forderte Israel auf, eine Erklärung für den Verlust von Menschenleben zu liefern. Allerdings sei das Drama im Mittelmeer "kein isoliertes Ereignis". Vielmehr zeige es deutlicher denn je, dass Israel die Blockade des Gazastreifens aufgeben müsse, sagte der britische UNO-Botschafter Mark Lyall Grant.

Der französische UNO-Botschafter Gerard Araud forderte, die Ermittlungen zu dem tödlichen Einsatz im Mittelmeer müssten internationalen Standards genügen. US-Vertreter Wolf rief Israel dagegen nur zu einer umfassenden Untersuchung auf.

Österreich: Israel hält UN-Resolutionen nicht ein

Der österreichische UNO-Botschafter Thomas Mayr-Harting machte Israel wegen mangelnder Einhaltung von UNO-Resolutionen für die Situation verantwortlich. Er forderte die Regierung in Tel Aviv auf, sich an die internationalen Gesetze zu halten.

Der palästinensische Beobachter bei den Vereinten Nationen, Riyad Mansur, warf den israelischen Streitkräften Kriegsverbrechen vor. Die Palästinenser forderten eine unabhängige, unparteiische Untersuchung, sagte Mansur.

Das Blutvergießen in internationalen Gewässern hätte vermieden werden können, wenn die wiederholten Forderungen an Israel, "die kontraproduktive und inakzeptable Blockade des Gazastreifens" zu beenden, beherzigt worden wären, sagte der beigeordnete UNO-Generalsekretär Oscar Fernandez-Taranco.

Gaza-Blockade

Israel hat nach der Machtübernahme der radikalislamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Juni 2007 eine Blockade über den Gazastreifen verhängt. Damit soll der Druck auf die Hamas erhöht werden, Raketenangriffe zu unterbinden. Nur mehr dringend benötigte humanitäre Hilfe darf in das Gebiet importiert werden, die Einfuhr nahezu aller Rohstoffe ist verboten. Die UNO kritisiert die Blockade als unverhältnismäßig.

Israel: Aktivisten wollten provozieren

Der stellvertretende israelische UNO-Botschafter Manuel Carmon verteidigte sein Land mit den Worten: "Diese Flotille war alles andere als eine echte humanitäre Mission." Vielmehr hätten die Aktivisten Israel provozieren wollen. Darum hätten sie auch das Angebot der Behörden zurückgewiesen, die Hilfsgüter auf dem Landweg in den Gazastreifen transportieren zu lassen.

Carmon bekräftigte: "Außerdem gibt es keine humanitäre Krise in Gaza." Israel bedauere den Tod Unschuldiger, "aber es kann seine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen". Der Weltsicherheitsrat zog sich später zu Beratungen hinter verschlossenen Türen zurück.

Konfrontation in internationalem Gewässer

Bei der Konfrontation in internationalem Gewässer, etwa 140 Kilometer vor der Küste, waren mindestens neun Menschen getötet und 30 zum Teil schwer verletzt worden. Die aus sechs Schiffen bestehende Flottille wollte rund 10.000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen transportieren. Ein Elitekommando der israelischen Armee stürmte das türkische Schiff "Mavi Marmara".

(Ag.)

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