Tausende demonstrierten in Wien für Gaza

Tausende demonstrierten in Wien für Gaza
Tausende demonstrierten in Wien für GazaAnti-Israel-Demo vor der Wiener Oper am Freitag-Abend (c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Am Freitag gingen in Wien rund 12.000 Demonstranten gegen die jüngste blutig verlaufene israelische Militäraktion auf die Straße. "Akt der Piraterie und Kidnapping", sagte dabei SP-Gemeinderat Omar Al-Rawi.

Tausende Anhänger der mittlerweile 127 Organisationen umfassenden pro-palästinensischen Solidaritätsplattform marschierten am Freitag in Wien gegen die jüngste blutig verlaufende israelische Militäraktion. Treffpunkt war bei der Oper, dann ging es zum Ballhausplatz, wo vor dem Bundeskanzleramt die Abschlusskundgebung abgehalten wurde. Laut Auskunft eines Polizisten vor Ort ist der Demonstrationszug über den Ring friedlich verlaufen.

SPÖ-Gemeinderat: "Freiluftgefängnis" Gazastreifen

Demonstration gegen Israel in Wien am Freitag
Demonstration gegen Israel in Wien am Freitag(c) APA (Herbert Pfarrhofer)

Der Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi bezeichnete den Gazastreifen als "Freiluftgefängnis", in dem "1,5 Millionen Menschen eingesperrt sind". Die neun toten Friedensaktivisten seien aber "nicht umsonst gestorben". "Wir werden euren Weg weiterführen", so Al-Rawi. Der israelische Angriff auf die Gaza-Flotte in internationalen Gewässern sei ein "Akt der Piraterie und Kidnapping". Weiters habe die israelische Armee auf einem Schiff unter türkischer Flagge "nichts verloren". Al-Rawi forderte die israelische Regierung auf, das gesamte Videomaterial des Angriffs freizugeben, um den Vorfall aufklären zu können.

Paula Abrams-Hourani, Gründerin der Organisation "Frauen in Schwarz", bezeichnete das Vorgehen der israelischen Armee als "kaltblütigen Mord" und forderte die Beendigung der "unmenschlichen und illegalen Besatzung". Im Rahmen der Hilfsaktion durch die Gaza-Flotte hätten Mitglieder der Zivilgesellschaft ihr "Leben riskiert", was jedoch die "Aufgabe der internationalen Gemeinschaft" wäre. Israel glaube, "jahrelang jedes Gesetz brechen zu können" und habe über die Bevölkerung des Gaza-Streifens eine "jahrelange kollektive Strafe" verhängt.



"Wie kann sich ein Staat als Demokratie bezeichnen, und ein anderes Volk jahrelang unterdrücken?" Auf der Hilfsflotte hätten sich Menschen befunden, die "etwas Mutiges für ihre Mitmenschen tun wollten". Abseits der Lieferung humanitärer Hilfe sei es ein weiteres Ziel der Flotte gewesen, die "illegale Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen", was laut Abrams-Hourani ebenfalls die internationale Gemeinschaft hätte machen sollen. Von dieser forderte sie, "auf Israel Druck auszuüben, damit es internationales Recht respektiert".

"Historischer Augenblick"

Fritz Edlinger von der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen (GÖAB) sah in der Kundgebung einen "historischen Augenblick", die Demonstration in Wien sei "Teil einer weltweiten Solidaritätsbewegung", die der Welt mitteilen wolle: "Wir haben genug von der israelischen Besatzung". Er trauere um die "Opfer der israelischen Besatzungspolitik", die mittlerweile "Tausende umfasst". Wie Al-Rawi betonte Edlinger, den "Kampf" der palästinensischen Opfer fortzuführen.

Es gehe jedoch nicht nur um diesen Kampf, sondern um "Gerechtigkeit für das palästinensische Volk" sowie um dessen "Selbstbestimmungsrecht" im Sinne eines eigenen Staates. Er habe "genug" von den "schwachen Ausreden" und "Verurteilungen durch westlichen Politiker" und wolle "Taten sehen". Edlinger wolle sehen, "dass Europa, Österreich Sanktionen gegen Israel einführen". Gegen "Verbrecher" müsse man "massiv vorgehen", es sei eine "sofortige internationale Untersuchung" notwendig, damit die Spitze der israelischen Regierung "zur Verantwortung gezogen" werde.

"Größtes Gefängnis der Welt"

Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft prangerte das "grausame Unrecht im Namen der Selbstverteidigung" an. "Israels Politik muss begreifen", dass sie "im Namen der Selbstverteidigung" Menschenrechte nicht "mit Füßen treten" könne. Es sei inakzeptabel, "mutigen Aktivisten Nähe zum Terrorismus zu unterstellen". Natalie Adler, eine jüdische Aktivistin von der Gruppe "Linkswende", bezeichnete den Gazastreifen als "größtes Gefängnis der Welt", in dem die palästinensische Bevölkerung "in Flüchtlingslager gepfercht" und "ausgehungert" werde. "Der Tod der Solidaritätsaktivisten darf nicht ungestraft bleiben", sagte Adler.

Zwischen und während der in deutscher, türkischer und arabischer Sprache abgehaltenen Redebeiträge skandierten die Demonstranten immer wieder "Israel Terrorist", "Kindermörder Israel" sowie "Lasst Gaza leben, lasst Gaza frei". Auf Schildern war unter anderem zu lesen: "Stoppt die Besatzung", "Piratenüberfall auf humanitäre Hilfe", "Free Gaza" sowie "Stoppt Israel. Freiheit für Palästina". Die Demonstranten schwenkten türkische und palästinensische Fahnen. Laut Angaben eines Polizisten vor Ort beteiligten sich an dem Demonstrationszug rund 10.000 Personen, an der Kundgebung ungefähr 5000. Die Veranstalter schätzten die gesamte Teilnehmerzahl auf 12.000 bis 15.000.

(APA)

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