Afghanistan: Petraeus beschwört Siegeswillen

Afghanistan Petraeus beschwoert Siegeswillen
Afghanistan Petraeus beschwoert Siegeswillen(c) AP (Pablo Martinez Monsivais)
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US-General David Petraeus übernahm am Sonntag des Kommando über die internationale Truppe am Hindukusch. In seiner Rede beschwor er den Siegeswillen im Kampf gegen Afghanistans Untergrundkämpfer:

KABUL (APA/Reuters).Er hat keine einfache Aufgabe vor sich: Am Sonntag übernahm US-General David Petraeus das Oberkommando über die von der Nato geführten internationalen Truppen in Afghanistan. Der US-General erschien zur Angelobungszeremonie im Tarnanzug.

In seiner Rede beschwor er den Siegeswillen im Kampf gegen Afghanistans Untergrundkämpfer: „Wir sind hier, um zu siegen.“ Man sei in Afghanistan an einem kritischen Punkt angelangt, sagte Petraeus. „Wir müssen den Afghanen und dem Rest der Welt demonstrieren, dass wir es nicht zulassen, dass al-Qaida und ihr Netzwerk extremistischer Verbündeter wieder Zufluchtsorte in Afghanistan errichten, von denen aus sie Angriffe durchführen können.“

Vorgänger von Obama entlassen

Petraeus war zuletzt Chef des US-Zentralkommandos gewesen, das unter anderem für die Einsätze in Afghanistan und im Irak zuständig ist. Vergangene Woche war der Viersternegeneral aber von US-Präsident Barack Obama damit betraut worden, direkt die Operationen in Afghanistan zu leiten. Sein Vorgänger als Oberkommandierender am Hindukusch, General Stanley McChrystal, war zuvor von Obama abgesetzt worden. Grund dafür: Das Musikmagazin „Rolling Stone“ hatte eine Reportage über McChrystal verfasst. In dem Artikel machen der General und seine Mitarbeiter zahlreiche abfällige Bemerkungen über US-Regierungsvertreter.

Besserer Schutz für Zivilisten

Nichtsdestotrotz würdigte Petraeus die Verdienste seines Vorgängers. Nun wechsle nur das Kommando, nicht aber die Strategie im Kampf gegen die Taliban-Milizen und die islamistische Terrororganisation al-Qaida, versicherte er.

Petraeus selbst war ohnehin als Chef des Zentralkommandos in die Ausarbeitung der neuen Afghanistan-Strategie involviert gewesen, die McChrystal in den vergangenen Monaten umgesetzt hatte. Sie besagt unter anderem, dem Schutz der Zivilbevölkerung und der Verteidigung von Städten und Dörfern gegen die Taliban größeres Augenmerk zu widmen.

McChrystal hatte auch die Devise herausgegeben, Luftangriffe und Artillerie nur im Notfall einzusetzen, um Verluste unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

Petraeus hatte zunächst angekündigt, an diesen Einsatzregeln nichts ändern zu wollen. Bei seiner Angelobung am Sonntag stellte er aber auch klar, „alle Mittel“ zum Schutz der internationalen Soldaten und ihrer afghanischen Kameraden zu ergreifen. Er werde überprüfen lassen, wo Verbesserungen in Strategie und Taktik möglich seien.

Die Gewalt in Afghanistan ist auf dem höchsten Stand seit dem von den USA angeführten Einmarsch 2001. Im vergangenen Monat starben dort mehr als 100 ausländische Soldaten, die höchste Zahl seit dem Sturz der Taliban.

16Tonnen Rauschgift

Auch am Wochenende kam es zu schweren Gefechten. Nach Angaben der afghanischen Behörden töteten Regierungssoldaten und die internationale Schutztruppe mindestens 80 Taliban-Kämpfer. Allein in der südafghanischen Provinz Helmand sollen 63Aufständische bei einer Militäroperation ums Leben gekommen sein. Bei dem Einsatz, der am Freitag begonnen hatte, seien zudem mehr als 16 Tonnen Rauschgift beschlagnahmt worden. Ein Taliban-Kommandant sei bei einem US-Luftangriff gestorben.

Helmand zählt zu den weltweit wichtigsten Anbaugebieten von Schlafmohn, aus dem Opium und schließlich Heroin gewonnen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2010)

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