Streubomben in Laos: Ein Land als Sperrgebiet

Streubomben Laos Land Sperrgebiet
Streubomben Laos Land Sperrgebiet(c) AP (Mohammed Zaatari)
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Am Sonntag tritt das internationale Verbot von Streumunition in Kraft. Die Konvention verbietet Einsatz, Herstellung und Lagerung dieser Bomben, die aus vielen kleinen „Bomblets“ bestehen.

Genf.Es ist ein Triumph für Abrüstungsaktivisten weltweit: Am Sonntag tritt das internationale Verbot von Streumunition in Kraft. Die Konvention verbietet Einsatz, Herstellung und Lagerung dieser Bomben, die aus vielen kleinen „Bomblets“ bestehen.

Bis heute haben 106Staaten das Abkommen unterzeichnet. 37ratifizierten es bereits – darunter im April 2009 Österreich, das seine Munitionsbestände bis Ende 2010 vernichten will. Doch in vielen südostasiatischen Ländern wie etwa Laos, Vietnam oder Kambodscha wird die Streubombenproblematik trotz des Verbots noch länger aktuell bleiben. Kein Land der Erde ist stärker von den heimtückischen Waffen betroffen als der kleine, sechs Millionen Einwohner zählende Staat Laos.

Im Vietnamkrieg warfen die USA zwischen 1964 und 1973 rund 414.000Streubomben mit über 260Millionen Sprengsätzen auf das Land ab, um die Versorgung ihrer Kriegsgegner in Vietnam über den durch Laos und Kambodscha verlaufenden Ho-Chi-Minh-Pfad zu stoppen. Über ein Drittel der Sprengsätze ist bis heute nicht explodiert.

Zum Schutz der Bevölkerung wurden weite Teile von Laos zum Sperrgebiet erklärt – zum Teil bereits seit über 30Jahren. Weil diese Landesteile nicht landwirtschaftlich genutzt werden können, muss Laos Nahrungsmittel zur Versorgung der eigenen Bevölkerung importieren.

Kinder spielen mit Sprengsätzen

Trotz der Sperrmaßnahmen wurden 2009 immer noch über 300 Menschen in Laos durch explodierende Blindgänger getötet oder verstümmelt – zumeist Kinder und Jugendliche, die ahnungslos mit der Munition spielen oder sie aufsammeln, um mit dem Verkauf der Metallteile ein paar Cent zu verdienen. Für die Räumung der Streumunition und die Opferhilfe engagiert sich in Laos die Organisation Handicap International. Experten helfen bei der Entschärfung von Blindgängern wie auch bei der systematischen Säuberung von betroffenen Landstrichen.

Darüber hinaus unterstützt die Organisation Rehabilitationsprojekte auf dem Land, um den dort lebenden verstümmelten Opfern von Streumunition den Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung zu sichern. Weltweit hat der Einsatz von Streubomben laut Judith Majlath, Leiterin der österreichischen Sektion von Cluster Munition Coalition, mehr als 100.000Opfer gefordert.

Die Arbeit von Handicap International und anderen NGOs in Laos zeigt jedenfalls Wirkung: Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der jährlich durch Streubomben getöteten und verstümmelten Menschen deutlich zurückgegangen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2010)

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