Nahost: Israel sucht nach Bruch mit Türkei neue Partner

(c) AP (Franka Bruns)
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Nach den schweren Zerwürfnissen mit der Türkei sucht Israel neue strategische Partner in der Mittelmeerregion. Am Montag reist der israelischer Regierungschef Benjamin Netanjahu für zwei Tage nach Griechenland.

Jerusalem/Athen (ag.). Nach den schweren Zerwürfnissen mit der Türkei sucht Israel neue strategische Partner in der Mittelmeerregion. Erstmals besuchte am Montag ein israelischer Regierungschef Griechenland. Bei seinem zweitägigen Besuch wollte Premier Benjamin Netanjahu mit seinem Kollegen Giorgios Papandreou vor allem über die Lage in Nahost sprechen. Papandreou hatte den jüdischen Staat im vergangenen Monat besucht.

Hauptziel des Besuches Netanjahus: Nach dem Bruch mit dem ehemaligen Bündnispartner Türkei suche die israelische Luftwaffe neue Trainingsgebiete in der Region, berichten israelische Medien. Die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem sind seit dem israelischen Angriff auf einen Hilfskonvoi für den Gazastreifen, bei dem neun Türken getötet wurden, äußerst angespannt. Die Türkei hat ihren Botschafter abgezogen, den Flugraum für die israelische Luftwaffe gesperrt – und fordert von Israel eine Entschuldigung. Es ist wohl kein Zufall, dass Israel nun den traditionellen türkischen Erzfeind Griechenland umwirbt.

Athen seinerseits hat zuletzt Interesse an einer Annäherung an Israel sowie einer Vermittlerrolle im Nahost-Friedensprozess signalisiert. Das war nicht immer so: Griechenland galt lange als traditioneller Partner arabischer Staaten und hat erst 1990 diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen, viel später als andere europäische Staaten.

Türkei-Schelte aus Washington

Verärgert ist indes Barack Obama über die Türkei. Laut „Financial Times“ forderte der US-Präsident Premier Tayyip Erdoğan auf, seine Haltung gegenüber Israel und den Iran zu überdenken. „Sollte es in den USA Zweifel am Bündnispartner Türkei geben, könne dies den Verkauf von US-Waffen an das Land erschweren“, zitiert die Zeitung hochrangige Quellen aus Washington. Die USA seien enttäuscht, dass die Türken im UN-Sicherheitsrat gegen Iran-Sanktionen gestimmt haben. Zudem habe Obama Erdoğan aufgefordert, im Umgang mit Israel „gemäßigtere Worte“ zu wählen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2010)

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