"Juden-Gen": Sarrazin bedauert "Irritationen"

JudenGen Sarrazin bedauert Irritationen
JudenGen Sarrazin bedauert Irritationen(c) Reuters (Bensch)
  • Drucken

Der deutsche Bundesbank-Vorstand Sarrazin bedauert die zahlreichen "Irritationen und Missverständnisse" rund um seine umstrittenen Thesen. Die Bundesbank hat sich unterdessen von Sarrazin distanziert.

Der politisch schwer unter Beschuss geratene deutsche Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hat am Montag seine Thesen verteidigt. Gleichzeitig bedauerte er die zahlreichen "Irritationen und Missverständnisse", die zu einem Sturm der Entrüstung geführt hatten. "Als ich sagte, dass 'alle Juden ein bestimmtes Gen teilen', habe ich mich nicht hinreichend präzise ausgedrückt", erklärte er am Montag in einer Aussendung des Verlages DVA.

In dem entsprechenden Zeitungsinterview habe er sich "leider verkürzt auf neuere Forschungen aus den USA" bezogen. "Ich bin kein Genetiker. Aber ich habe zur Kenntnis genommen: Aktuelle Studien legen nahe, dass es in höherem Maße gemeinsame genetische Wurzeln heute lebender Juden gibt, als man bisher für möglich hielt."

Politisch sei diese These neutral, so Sarrazin: "Um eine rassistische Äußerung handelt es sich nicht". Damit sei auch nichts "über eine wie auch immer zu verstehende 'jüdische Identität' ausgesagt", so Sarrazin weiter.

Deutsche Bundesbank distanziert sich von Sarrazin

Die Deutsche Bundesbank hat sich indessen von Sarrazin distanziert, will aber vorerst auf einen Abwahlantrag verzichten. Sarrazins Äußerungen würden der Bundesbank schweren Schaden zufügen, teilte die Bundesbank nach einer außerordentlichen Sitzung des Gremiums am Montagnachmittag in Frankfurt mit. Die Bundesbank werde nach einem Gespräch mit Sarrazin zeitnah über das weitere Vorgehen entscheiden.

"Kulturelle Faktoren entscheidend"

Sarrazin präsentierte am Montag sein Buch "Deutschland schafft sich ab". Darin argumentiert er unter anderem, dass die Bevölkerung in Deutschland durch den relativen Kinderreichtum schlecht gebildeter muslimischer Zuwanderer im Schnitt dümmer wird. "Entscheidend für politische und wirtschaftliche Sachverhalte, die im Zentrum meines Buches stehen, sind kulturelle Faktoren", betonte das umstrittene SPD-Mitglied.

Sarrazin hat mit seinen Äußerungen in Deutschland wiederholt für Aufregung gesorgt. Die SPD leitete am Montag ein Ausschluss-Verfahren gegen ihn ein.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

German central bank executive Thilo Sarrazin attends a discussion round following release of his book
Außenpolitik

Sarrazin: 1000 Euro mehr Pension, Anzeige gegen NPD

Thilo Sarrazin bekommt um 1000 Euro mehr Pension, da er vorzeitig aus seinem Amt in der Bundesbank ausscheidet. Die NPD plakatierte ihn mit dem Spruch "Sarrazin hat recht", worauf dieser sie anzeigte.
Sarrazin Diese Situation haelt
Außenpolitik

Sarrazin "Diese Situation hält keiner durch"

Thilo Sarrazin spricht von einem strategischen Rückzug aus der Bundesbank. Der Bundesbankvorstand ist das „Problem“ Sarrazin nach dessen freiwilligem Rückzug los, die SPD jedoch muss es erst für sich lösen.
Deutschland: Erleichterung über Sarrazins Rückzug
Außenpolitik

Deutschland: Erleichterung über Sarrazins Rückzug

Vertreter aus Politik und Wirtschaft begrüßen die Entscheidung von Thilo Sarrazin, seinen Posten im Vorstand der Bundesbank freiwillig zu räumen. Die SPD hofft, dass er nun auch aus der Partei austritt.
German central bank executive Sarrazin arrives for a public reading to present his book Deutschland Deutschland
Außenpolitik

Deutschland: Sarrazin räumt freiwillig seinen Posten

Der Bundesbank-Vorstand und Autor des umstrittenen Buchs „Deutschland schafft sich ab“ hat Bundespräsident Wulff um die Entbindung von seinem Amt gebeten. Die Aufregung über seine Thesen hält an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.