Tadschikistan: Islamisten proben wieder den Aufstand

Tadschikistan Islamisten proben wieder
Tadschikistan Islamisten proben wieder(c) AP (Dalton Bennett)
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Islamische Bewegung Usbekistans bekennt sich zu Anschlag auf Soldaten. 28 Armeeangehörige starben am vergangenen Sonntag im Granatenfeuer unbekannter Angreifer.

Wien/Duschanbe.Offenbar waren die Soldaten in der felsigen Kamarob-Schlucht, 200 Kilometer östlich der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe, in einen Hinterhalt geraten: 28 Armeeangehörige starben am vergangenen Sonntag im Granatenfeuer unbekannter Angreifer.

Gestern bekannte sich die Islamische Bewegung Usbekistans (IMU), eine zentralasiatische Terrorgruppe mit Verbindungen zu al-Qaida, zu dem Anschlag. Er sei eine „Antwort auf die tadschikische Regierung, die tausende Moscheen schließen lässt und Muslime ohne Grund einsperrt“, ließ ein IMU-Sprecher per Video wissen. Man erwarte einen Politikwandel – ansonsten werde es weitere Attacken geben.

In Tadschikistan brodelt es seit mehreren Wochen: Mitte September starben bei einem Scharmützel zwischen Polizisten und Islamisten an der afghanischen Grenze acht Menschen; bei einem Selbstmordanschlag im nordtadschikischen Chodschand wurden eine Woche zuvor zwei Polizisten getötet und 25 verletzt.

Für die Anschlagsserie machten die Behörden bisher jene 18 Islamisten verantwortlich – darunter „Söldner“ aus Afghanistan, Usbekistan und Tschetschenien mit Verbindungen zur IMU –, die Ende August aus einem Gefängnis in Duschanbe ausgebrochen waren. Sie sollen in die Provinz Rasht, in der auch die Kamarob-Schlucht liegt und die zu Zeiten des Bürgerkriegs (1992–1997) eine Hochburg der islamistischen Opposition war, geflüchtet sein.

Gefahr für Rahmons Regime

Die IMU ist indes ein Gespenst, das den tadschikischen Präsidenten Emomali Rahmon schon länger verfolgt. Sie musste zwar Ende der 1990er nach Afghanistan ausweichen, zuletzt soll sie aber teilweise nach Tadschikistan zurückgekehrt sein. Derzeit sei das Land ein Nebenschauplatz für die IMU, so Paul Quinn-Judge von der International Crisis Group. „Sollte die IMU aber ganz Zentralasien den Krieg erklären, wäre die Lage komplett anders.“

Rahmons Regime versucht nun, des Aufstands Herr zu werden: Man hat die Truppen aufgestockt, Helikopter kreisen über der zerklüfteten Gebirgsgegend, Häuser werden durchsucht. Auch wenn Erfolge aus Rasht vermeldet werden – so sollen fünf Terroristen getötet worden sein –, gerät Rahmons Regime doch zunehmend in Bedrängnis. Auch deshalb, weil in der Region zahlreiche ehemalige Opponenten des Präsidenten leben, die angesichts der instabilen Lage ihre Chance wittern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2010)

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